Obwohl die Besucherzahlen seit einigen Tagen anziehen, bleibt die Schau weit hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Dennoch planen die Organisatoren bereits für das kommende Jahr eine neue Veranstaltung in der MHP-Arena.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die groß angelegte Ägypten-Ausstellung „Tutanchamun – Reise in die Ewigkeit“ hat bislang deutlich weniger Besucher in die Ludwigsburger Arena gelockt als erwartet. Nach Angaben des Veranstalters, der Agentur Eventstifter aus Ludwigsburg, wurden seit der Eröffnung am 27. Juni knapp 20 000 Eintrittskarten verkauft. Im Vorfeld war mit 40 000 Besuchern kalkuliert worden, zeitweise war gar von bis zu 60 000 Gästen die Rede.

 

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass diese Werte weit unterschritten werden, denn die Schau läuft vermutlich nur noch eine Woche. Am Montag will die Agentur gemeinsam mit dem Besitzer der Exponate, dem Heilbronner Unternehmer Mohamed El Awdan, entscheiden, ob sie eine Option auf eine dreiwöchige Verlängerung ziehen wird – was als unwahrscheinlich gilt. „Wenn die Besucherzahl jetzt rapide ansteigt, machen wir das“, sagt El Awdan. „Aber wenn es eher mittelmäßig weiter läuft, ist das nicht rentabel.“

Veranstalter sehen die Hitze als Ursache für Flaute

Der Eventstifter-Chef Michael Scholz sieht die Ursache für die Zurückhaltung des Publikums in dem ungewöhnlich heißen Sommer. „Das Klima tut uns schon weh“, sagt er. „Wenn es etwas kühler war, hatten wir sofort richtig schöne Zahlen.“ Aber bei Temperaturen von zeitweise mehr als 30 Grad habe eben kaum jemand Lust auf eine Ausstellung. Immerhin seien die Besucherzahlen zuletzt insgesamt angestiegen.

Am vergangenen Sonntag strömten mehr als 1000 Menschen in die Halle, vor dem Eingang bildeten sich plötzlich lange Schlangen – ein Bild mit Seltenheitswert. Auch an den zurückliegenden Werktagen war deutlich mehr los als in den Wochen zuvor. Trotzdem schätzt Scholz, dass sein Unternehmen am Ende zwischen 50 000 und 100 000 Euro Verlust mit der Ägypten-Schau machen wird. Neben den Eventstiftern trägt auch El Awdan einen Teil des Risikos. Der Stadt als Eigentümerin der Halle kann die Besucherzahl zumindest aus finanzieller Hinsicht egal sein: Sie kassiert vom Veranstalter eine Miete, deren Höhe nicht an den Erfolg gekoppelt ist.

Klagen über zu hohe Eintrittspreise

Von einem Misserfolg will keiner der Verantwortlichen sprechen, denn das Konzept der „Reise in die Ewigkeit“ scheint beim Publikum durchaus anzukommen. Auf 1300 Quadratmetern wurden 500 Exponate platziert, alles Nachbildungen von teils berühmten Stücken wie der Büste der Nofretete oder dem Stein von Rosette. Sogar eine nachgemachte Mumie des Tutanchamun liegt in der Halle. Das Gästebuch quillt über mit Lob. Grandios, spannend, informativ – so wird die Ausstellung zumeist beschrieben. Nur vereinzelt mischt sich Kritik in die Seiten. So monieren manche, der Eintrittspreis sei mit regulär 14,50 Euro viel zu hoch. Andere sind enttäuscht, dass keine Originale zu sehen sind.

Für Hermann Beck aus Markgröningen ist das kein Manko. „Es fehlt vielleicht der heilige Schauer“, erzählt der 71-Jährige. Aber die Repliken seien ein vollwertiger Ersatz und der Preis sei völlig in Ordnung. Der zwölfjährige Max Riedinger ist mit seiner Mutter extra aus dem Hohenlohekreis angereist, auch er hat es nicht bereut. Die Nachbildungen hätten ihm eine gute Vorstellung vermittelt, was für „tolle Kunstwerke die Menschen damals geschaffen haben“, erzählt der Ägypten-Fan.

Von 4500 angeschriebenen Schulklassen kamen nur 50

Gerade junge Besucher zeigen sich fasziniert von den Exponaten, auch das beweist das Gästebuch. Allerdings verzeichnen die Ausstellungsmacher einen Mangel an Schulklassen. Fast 4500 Schulen hat die Agentur im Vorfeld angeschrieben, gekommen sind bisher knapp 50. Zum Vergleich: die Ludwigsburger Körperwelten-Ausstellung, die 2012 ebenfalls von den Eventstiftern organisiert worden war, lockte fast 200 000 Besucher, 35 000 davon waren Schüler. „Der Bedarf bei den Schulen nach dem Thema Ägypten ist derzeit wohl nicht vorhanden, sagt Scholz. Eine Erklärung habe er dafür nicht. Mit den Körperwelten habe man einen ordentlichen Gewinn gemacht, Tutanchamun sei aus wirtschaftlicher Sicht eine Enttäuschung.

Tatsächlich plant Scholz bereits die nächste Großveranstaltung, erste Gespräche mit der Stadt hat er schon geführt. Im Sommer 2014 wollen die Eventstifter die Arena für eine stark multimedial geprägte Schau buchen. Diesmal gehe es um „das Leben und die Entscheidungen, die Menschen im Leben zu treffen haben“, quasi um den „Supermarkt der Entscheidungen“. Scholz kündigt eine „absolute Deutschlandpremiere“ an. Weitere Details nennt er noch nicht. Die Stadt jedenfalls scheint von dem Vorschlag durchaus angetan zu sein. Mit den Eventstiftern habe man einen sehr guten Partner, mit dem man sicherlich auch in den nächsten Jahren interessante Veranstaltungen an Land ziehen werde, sagt der neue Tourismus-Manager Holger Schumacher. „Ich bin überzeugt, dass uns das noch oft eine volle Halle bringen wird.“