Im Ludwigsburger Sportinternat Richard Schellenbauer werden 19 Talente gefördert. Seit September leitet der Sportwissenschaftler Stefan Arnold das Wohnheim in der ehemaligen Kaserne.

Ludwigsburg - Das Sportinternat und die Basketballer gehören zusammen. Die meisten Heimbewohner sind schlaksige Riesen, die den Stars der Ludwigsburger Erstligamannschaft nacheifern und von einer Profikarriere träumen. Das Zeug dazu haben die 14 bis 18 Jahre alten Schüler. Wer im Ludwigsburger Sportinternat wohnt, muss mindestens einem Kader auf Landesebene angehören und vom jeweiligen Fachverband für diese Begabtenförderung empfohlen worden sein. Neben den Basketballern leben dort zurzeit auch zwei Leichtathleten, eine Tennisspielerin, ein Hockey- und ein Eishockeytalent.

 

Das 2009 eingeweihte Wohnheim für Sporttalente heißt inzwischen Richard-Schellenbauer-Internat. Der 2009 gestorbene Namensgeber war in der Stadt, im Kreis und auf Landesebene als Funktionär für den Sport aktiv. Die Kreissparkasse (KSK) hat 2011 das Namensrecht erworben, sie zahlt dafür drei Jahre jeweils 20 000 Euro. Seit 2010 schießt auch die Stadt jährlich 30 000 Euro zu, diese Förderung allerdings ist bis 2013 befristet.

Wohnungsbau GmbH ist ein nachsichtiger Vermieter

Die wichtigsten Sponsoren sind zurzeit die gemeinnützige Gesellschaft der Freunde des Teilzeitinternats (das schon länger besteht und im Nachbargebäude untergebracht ist) sowie die Wohnungsbau-Gesellschaft Ludwigsburg (WBL). Das städtische Tochterunternehmen ist Eigentümer der ehemaligen Königin-Olga-Kaserne und hat auch deren Sanierung vorangetrieben. „Ohne einen Kooperationspartner wie die WBL könnten wir so ein Internat nicht verwirklichen“, sagt Wolfgang Fröhlich, der Leiter des Fachbereichs Bildung, Familie, Sport und einer der Geschäftsführer des Internats. „Wir haben damit einen Vermieter, der die Situation versteht und nicht immer nur auf Zahlen und Rendite schaut.“

„Wir wollen, dass sich die Stadt positiv entwickelt“, sagt Martin Gebler, der Leiter Immobilienmanagement bei der WBL. „Für uns ist das ein wichtiger Auftrag, und der Sport ist ein wesentlicher Faktor, um die Entwicklung positiv zu beeinflussen.“ Zumal wenn es dabei um Kinder und Jugendliche gehe. Die Profis gehörten ins Kalkül der städtischen Sportförderung, sagt Fröhlich. „Sie sind ein wichtiger Ansporn auch für Breitensportler.“

Das Einzelzimmer kostet 640 Euro

Michael Ellwanger, der für die Finanzen des Internats zuständig ist, schätzt die Kosten für das laufende Schuljahr auf 240 000 Euro. „Wir haben Erlöse in ähnlicher Höhe“, sagt der einstige Aktive vom 1. Tanzclub Ludwigsburg. Eine Hälfte der Aufwendungen sei durch die Gebühren abgedeckt, die andere durch Sponsoren. Allein die Personalkosten betragen 130 000 Euro. Neben der Vollzeitstelle des Heimleiters gibt es zwei Sozialpädagoginnen, die jeweils zu Zweidritteln angestellt sind. Die Eltern der Sporttalente müssen für ein Einzelzimmer 640 Euro und für den Platz im Doppelzimmer 590 Euro zahlen.

„Wir könnten uns vorstellen, den Betrieb kostengünstiger zu machen“, sagt Fröhlich. Doch das verhindere das strenge Regelwerk des Sportverbände. Für die Internatsbewohner muss zu jeder Zeit ein erwachsener Ansprecherpartner erreichbar sein. „Ganz gleich, ob wir zwei oder 21 Schüler hier beherbergen“, sagt Fröhlich.

Internatsleiter ist ein Ski-Ass

Ludwigsburg - Das Anforderungsprofil für den Leiter eines Sportinternats ist sehr spezifisch. Er muss selbst kein Spitzenathlet sein, sollte aber sehr wohl verstehen, wie Leistungssportler ticken. Dazu muss er Eignungen in Sachen Pädagogik mitbringen und die meiste Zeit als Kaufmann, Heimleiter und Vater- und Mutterersatz fungieren. Die Geschäftsführung des Ludwigsburger Wohnheims hat lange gesucht und aus 34 Bewerbern Stefan Arnold ausgewählt. Er hat das Haus mit Beginn des Schuljahrs 2012/2013 übernommen. „Seine erste Amtshandlung war es, drei Zimmer zu streichen“, sagt der Sozialamtsleiter Wolfgang Fröhlich.

Der 37-Jährige ist bereits der dritte Chef seit der Hauseinweihung im Herbst 2009. Anfangs wurde der Sportlernachwuchs von Miriam Lang betreut. Als diese schwanger wurde, übernahm Christian Volkmar vorübergehend die Leitung. Nachdem bekannt wurde, dass Lang nicht zurückkommen werde, wurde die Stelle neu ausgeschrieben. Stefan Arnold ist in Heilbronn geboren und in Weinsberg aufgewachsen. „In meiner Jugend habe ich viel Tennis und Handball gespielt“, sagt er, „zeitweise war ich im französischen Skikader.“ Skifahren ist auch noch heute sein liebster Sport.

Nach dem Abitur hat Arnold an der Ruhr-Universität in Bochum Sportwissenschaft studiert. „Da habe ich dann auch einen ganz speziellen Menschenschlag kennengelernt“, sagt der Internatsleiter. Noch während des Studiums arbeitete er als Handballtrainer oder als Hallensprecher bei Sportveranstaltungen. Mit dem Diplom in der Tasche sammelte Arnold zunächst Erfahrungen in Fitness-Studios, bevor er Sport an Gymnasien unterrichtete – in Weinsberg, Heilbronn und Lauffen.

„Mit der Internatsleitung habe ich eine Superstelle ergattern können“, meint Stefan Arnold. Hier habe er mit jungen, talentierten Athleten zu tun und agiere an der Schnittstelle zwischen Schulen und Vereinen. Bisher wohnt der Sportfan nur dann in Ludwigsburg, wenn er Nachtdienst im Internat hat. „Noch wohne ich in Untergruppenbach, aber ich suche ein neues Apartment in Ludwigsburg“, sagt er.