Die CDU hat die Idee wieder hervorgeholt, über eine Bewerbung für die Zeit nach 2025 nachzudenken, und trifft auf offene Ohren. Auch weil viele hoffen, so eher an Fördergeld für einen mindestens 100 Millionen Euro teuren B-27-Tunnel zu kommen.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Was alle fasziniert, ist die Idee von einem Tunnel für die B 27. Die Verkehrsschneise mitten durch die Stadt ist die große Wunde, die in Ludwigsburg nachhaltig schmerzt. Da findet die Idee, mit der Austragung einer Landesgartenschau diesem Ziel möglicherweise näher zukommen, natürlich offene Ohren. In der Tat: so viel Wohlwollen findet ein ambitionierter Vorschlag selten in der Stadt. Das könnte seine Ursache darin haben, dass das Projekt und seine möglichen Kosten noch in weiter Ferne liegen. Eine Gartenschau nach 2025 belastet heute noch keine Haushalt.

 

Aber schon allein der Gedanke setzt Fantasien frei. Denn die CDU-Fraktion in Person von Klaus Herrmann will die Idee diskutiert wissen, ob sich Ludwigsburg in zwei, drei Jahren um die Austragung der Landesgartenschau bewerben soll.

Die meisten Stadträte zeigen sich durchaus angetan

Michael Vierling (Grüne) spricht von einem produktiven Gedanken, der sich aber städtebaulich nicht im Bau eines Tunnels und der Stärkung des Autoverkehrs erschöpfen dürfe. Margit Liepins (SPD) hält die Idee für faszinierend, bezweifelt jedoch, ob sie finanziell darstellbar sei. Reinhardt Weiss (Freie Wähler) will sich dem Gedanken zumindest nicht verschließen und sieht eine spannenden Perspektive für Ludwigsburg, verweist aber darauf, dass die Rücklagen in fünf Jahren aufgebraucht sein werden. Oliver Kube (Die Linke) findet andere Dinge vorrangig. Allen ist klar: es geht um mehr als um ein paar grüne Wiesen. Es geht auch um ein städtebauliches Konzept, um das Wechselspiel zwischen Natur und Architektur. Die unausgesprochene Hoffnung aller: vielleicht kommt die Stadt so schneller an Fördergeld für einen B-27-Tunnel. „Diese Schneise will doch keiner“, sagt Vierling.

Wohlgemerkt, noch gibt es keine Entscheidung, wann die Auswahlrunde für die Landesgartenschauen nach 2025 stattfindet. Genauso wenig ist über die Anforderungen für die nächste Auswahlrunde entschieden, sagt Uli Arzberger, der Pressesprecher des federführenden Landwirtschaftsministeriums. „Wir stehen nicht unter Zeitdruck“, sagt denn auch Herrmann. Aber man könne in aller Ruhe in den Fraktionen beraten und dann im Gemeinderat entscheiden, ob man den Antrag überhaupt stellen und seinen Hut in den Ring werfen wolle. Vor 18 Jahren hatte sich die Barockstadt schon einmal unter dem Oberbürgermeister Christof Eichert beworben und eine donnernde Niederlage erlitten.

Spec: erst die Schulsanierungen, dann die Gartenschau

Unter den Ablehnern von damals war der heutige Blüba-Chef Volker Kugel. Er war zu dieser Zeit Geschäftsführer der Fördergesellschaft für die baden-württembergischen Landesgartenschauen. Heute hält er es für eine „wunderbare Idee“, noch einmal über eine Bewerbung nachzudenken. Ludwigsburg habe Potenzial. Auch der Oberbürgermeister Werner Spec kann dem Gedanken Einiges abgewinnen. „Das ist mehr als eine charmante Idee“, sagt er. Aber er wäre nicht Oberbürgermeister, würde er nicht auch auf die anstehenden großen Investitionen im Bildungsbereich und die Schulsanierungen verweisen. „Das steht eindeutig im Vordergrund.“ Aber wenn das umgesetzt sei, „sollte man endlich diese Verkehrsgeschichte angehen.“

Tunnel würde zwischen 100 und 150 Millionen Euro kosten

Für die Verlegung der B 27 unter die Erde hat man im Rathaus schon einmal Kosten von 100 bis 150 Millionen Euro veranschlagt. Der Blick zur aktuellen Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd weckt natürlich Begehrlichkeiten. Dort ist im Vorfeld nach insgesamt 13-jährigen Planungs- und Bauzeit pünktlich zur Landesgartenschau der B-29-Tunnel eröffnet worden. Und kein Cent der 280 Millionen Euro Kosten kommt aus der Gmünder Stadtkasse.

Doch der Vergleich ist unzulässig. Anders als Ludwigsburg mit seinen mehr als 80 000 Einwohnern ist Schwäbisch Gmünd (60 000) kein sogenannter Straßenbaulastträger. Ludwigsburg hingegen müsste in Vorleistung gehen und den Tunnel planen. Nur ein Teil der Gesamtkosten des Tunnelbaus, sagt Robert Hamm vom Regierungspräsidium in Stuttgart, wäre förderfähig. Konkreter heißt das: von 100 Millionen Euro Kosten für einen Tunnel könnten bis zu 75 Millionen Euro an Ludwigsburg hängen bleiben.

Und doch passt vieles an der Landesgartenschau-Idee zu dem in Ludwigsburg von Spec hochgehaltenen Verständnis von Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung. „Ein Tunnel“, so denkt er laut nach, „wäre der große Wurf. Aber ohne Förderung von Bund und Land ist das nicht denkbar“.