Die Ludwigsburger PH feiert Geburtstag und das Rektorat wünscht sich von der Landesregierung nur eins: Die Sonderpädagogen aus Reutlingen sollen im Campus integriert werden.

Ludwigsburg - Von den 5400 Studenten der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg müssen 700 für Seminare und Vorlesungen nach Reutlingen reisen. Dort befindet sich die Fakultät Sonderpädagogik als Außenstelle der Ludwigsburger PH. Der Hochschulrat hat zwar schon im Jahr 2009 die Zusammenlegung in Ludwigsburg beschlossen, doch das Finanzministerium als oberster Geldgeber hat sich noch nicht entschieden. Im Fall einer Zustimmung müsste es auch gleich sagen, ob ein weiteres Haus angebaut wird oder ob bei den PH-Nachbarn am Campus das große Stühlerücken beginnt. Der Rektor Martin Fix schätzt die Kosten für einen Neubau auf 10 Millionen Euro. Die Sanierung der Reutlinger Außenstelle würde drei Millionen Euro kosten.

 

Es sei nicht länger einzusehen, dass 15 der 87 Professuren in Reutlingen angesiedelt seien, meint der Rektor. Zumal sich die Prüfungsordnung geändert habe; Stichwort: Inklusion. Schon bisher sorgte die Tatsache, dass die Studenten nach der Hälfte ihrer Studienzeit den Ort wechseln mussten, für organisatorische Probleme. Die ersten vier Semester mussten sie grundständige Seminare in Ludwigsburg belegen, um dann zur Fachausbildung nach Reutlingen abzuwandern. Geschuldet war das einer politischen Zusage aus den frühen Neunzigern: Um die PH in Reutlingen nicht ganz auflösen zu müssen, wurde die Sonderpädagogik erhalten. Aber eben nur als Trabant von Ludwigsburg.

Der klare Schnitt fällt weg

Nun möchte das Rektorat diese Fakultät auch räumlich in den Campus eingliedern. Der Grundsatz der Inklusion mache es nötig, dass Real-, Grund- und Hauptschullehrer verstärkt in der Arbeit mit Behinderten geschult würden, sagt Fix. Außerdem beginne inzwischen der Sonderweg für Sonderpädagogen nicht erst nach dem vierten Semester. „Der klare Schnitt, den es bisher gab, fällt weg“, sagt der Rektor. Von den Lehrenden werde ein noch größerer Spagat als bisher erwartet, weil sie immer öfter gleichzeitig hier und dort sein müssten.

Doch die Stadt Reutlingen kämpft um den Verbleib der Außenstelle, gegenwärtig führt sie dazu Gespräche mit Vertretern des Finanz- und des Wissenschaftsministeriums. Während Fix auf eine Entscheidung noch vor Beginn der Sommerpause hofft, halten sich die Stuttgarter bedeckt. Noch gebe es keine Entscheidung und erst recht keinen Termin für dessen Bekanntgabe, sagt Melanie Zachmann, eine Sprecherin des Finanzministeriums.

Zieht das Realschulseminar um?

Außer der PH befinden sich am Ludwigsburger Campus noch die Hochschule für öffentliche Finanzen und Verwaltung (HS) mit 1650 Studenten, das Landesinstitut für Schulsport, Schulmusik und Schulkunst (LIS) und das Realschullehrerseminar. Folgt man der Argumentation der Rektoren von LIS und HS, explodieren auch hier die Studentenzahlen. Schon ohne die Ansiedlung der 700 Sonderpädagogen werde der Raum knapp. Bisher funktioniere die Kooperation mit der PH ausgezeichnet, sagt Claudia Stöckle, die Rektorin der Verwaltungshochschule. Trotzdem werde es im kommenden Semester so drangvoll eng, dass sie eine eigene Software angeschafft habe, die helfen solle, die vorhandenen Säle optimal auszunutzen. „Anders geht es nicht mehr“, sagt Stöckle, „und auch das hilft uns höchstens ein Jahr lang.“ Denn 2013 erwarten die PH und die HS erneut stärkere Jahrgänge. Den notwendigen Platz könne daher nur ein Umzug des Realschullehrerseminars schaffen. Doch die Direktorin Judith Geörg darf dazu nichts sagen. „Solche Fragen beantwortet allein das Ministerium“, heißt es.