Thomas Stürm geht, bevor es richtig losgegangen ist. Der Leiter des neuen Ludwigsburger Eigenbetriebs und die Stadt haben sich nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Der Oberbürgermeister führt übergangsweise die Geschäfte.

Ludwigsburg - Nach nur viereinhalb Monaten trennt sich die Stadtverwaltung von Thomas Stürm. Der im Juni des vergangenen Jahres mit überwältigender Mehrheit von Gemeinderat zum Supermanager gekürte Diplomökonom hat am 1. September sein Amt angetreten. Kurz vor Ablauf der Probezeit muss er sein Büro wieder räumen. Als Grund für die Vertragsauflösung werden „unterschiedliche Auffassungen über die Weiterentwicklung des Eigenbetriebs und der dort verantworteten Themenbereiche“ genannt. Zu weiter gehenden Auskünften waren weder der Oberbürgermeister noch der scheidende Manager bereit: „Wir haben uns auf diese Formulierung geeinigt“, sagte Werner Spec.

 

Stadtmarketing, Veranstaltungsstättenmanagement und Tourismus heißen diese Themenbereiche. Doch der problematischste Part ist nach wie vor das Hallenmanagement. Die Stadträte hatten gehofft, mit dem Neuen wehe auch in der defizitären Arena ein neuer Wind. „Wir haben eigentlich erwartet, dass der neue Manager sehr schnell ins operative Geschäft geht“, sagt Eckart Bohn (SPD). Stattdessen aber war Stürm seit September damit beschäftigt, dem neuen Eigenbetrieb ein passendes Konzept zu verpassen. Dafür bedankte sich der OB auch ausdrücklich: Stürm habe „wertvolle Aufbauarbeit geleistet“, sagt er.

OB übernimmt das Ruder

Die Stelle soll zügig ausgeschrieben werden, mit einer Neubesetzung rechnet aber niemand vor Sommer. Bis eine Neue oder ein Neuer gefunden ist, übernimmt daher der Oberbürgermeister selbst das Ruder im Eigenbetrieb. Vorübergehend werde er zumindest den strategisch-konzeptionellen Part steuern, sagt Werner Spec. In dieser Übergangsphase werden ihm der Personalchef Robert Nitzsche und der Kämmerer Ulrich Kiedaisch zur Seite stehen.

Um die Programmplanung und die Akquise für Forum, Musikhalle und MHP-Arena wird sich Esther Kölmel kümmern, die am 7. Januar die Nachfolge von Petra Roser angetreten hat. Das Tagesgeschäft im Bereich Tourismus soll wie bisher Miriam Rosner und das im Bereich Tourismus Martin Boy erledigen. Die Arbeit an neuen Konzepten für Tourismus und eine bessere Vermarktung Ludwigsburgs würden erst einmal auf Eis gelegt, sagt Spec. Die Zusammenlegung der Tourist-Information mit den Kassen des Forums im neuen Kulturhaus MIK an der Eberhardstraße 1 sei davon aber nicht betroffen, betont Nitzsche. Diese werde wie geplant bis zur Eröffnung im Mai umgesetzt.

Einzelne Stadträte hatten vorgeschlagen, für die Interimszeit Wilfried Blickle zu verpflichten – er kenne die Situation in der Stadt. Blickle hat bis 2004 das Forum gemanagt und lebt in Ludwigsburg. Andere wünschen sich Katharina Lauffer auf dem Chefposten, die in der Endausscheidung gegen Stürm als Zweitplatzierte unterlegen war. Alles sei besser als ein so langwieriges Verfahren wie das vom Vorjahr. Damals hatte eine Findungskommission aus 55 Bewerbern auswählen müssen.

Stelle wird neu ausgeschrieben

Doch Nitzsche meint, an einer Neuauflage dieses langwierigen Prozesses führe kein Weg vorbei: „Wir wollen sauber agieren, die Stelle wird richtig ausgeschrieben.“ Einen feinen Unterschied gebe es immerhin: „Wir haben inzwischen ein Konzept des Eigenbetriebs.“ Die Realisierung sei formal abgeschlossen, sagt der Personalamtsleiter. Im Übrigen habe die Zusammenführung der Mitarbeiter begonnen, auch wenn sie noch immer räumlich voneinander getrennt arbeiten.

Schon bevor die Stelle des Supermanagers ausgeschrieben worden war, waren sich OB und Gemeinderat uneins über die Rechtsform: die Räte wollten eine GmbH, Spec einen Fachbereich. Schließlich einigte man sich auf den Kompromiss Eigenbetrieb. Petra Roser, die bis zum Jahreswechsel Arena und Forum gemanagt hat, hatte sich dafür nicht beworben. Sie fürchtete den Druck der wirtschaftlichen Ergebnisse und vermisste „den nötigen Freiraum“.

Den glaubt sie jetzt in der kleineren Reutlinger Stadthalle gefunden zu haben. Die Fraktionssprecher im Gemeinderat suchen indes nicht den Fehler im Gesellschaftskonstrukt: „Wir sollten jetzt nicht die Diskussion über Rechtsformen aufnehmen“, sagt Klaus Herrmann (CDU). „Auch eine GmbH hat viele Nachteile“, meint der Grüne Markus Gericke.

Fehlstart

Manager - Die Hoffnungen, die in den Manager des neuen Eigenbetriebs gesetzt worden sind, waren groß – und der Erfolgsdruck war noch viel größer. Thomas Stürm konnte die Erwartungen offenbar nicht erfüllen, die Verwaltung hat die Reißleine gezogen. Das mag in Anbetracht unvereinbarer Auffassungen über den Kurs der erst am 1. Januar gestarteten Gesellschaft die richtige Entscheidung gewesen sein. Aber für den Ruf der MHP-Arena ist das verheerend.

Die 2009 mit einem unabhängigen Management mehr schlecht als recht gestartete Halle dümpelt seither vor sich hin. 2010 hat die Stadt das Management an sich gezogen, die Auslastung verbesserte sich leicht, aber das Defizit blieb. Dass die Bilanz 2012 erstmals deutlich besser ausfiel, war der umstrittenen Leichenschau Gunther von Hagens’ zu verdanken. 2013 sollte das defizitäre Veranstaltungsschiff endlich Fahrt aufnehmen, nach dem Abgang des Ersten Steuermanns trudelt es nun erneut in schwierigen Gewässern.

Aus dem heiß ersehnten Neuanfang wurde ein neuerlicher Fehlstart. In dieser Situation preist der OB als größten Höhepunkt die Ägyptenausstellung im Sommer an. Das klingt, als wolle er sich selbst Mut machen. Auch diese Schau wird von einem privaten Veranstalter organisiert. Dafür braucht es nun wirklich keinen Supermanager