Die Stadt Ludwigsburg hat nach langer Suche einen Ersatz für die Obdachlosenunterkunft in der Gänsfußallee gefunden. Außerdem wappnet sich die Verwaltung mit einer Erweiterung und einer zweiten neuen Unterkunft für den erwarteten steigenden Bedarf.

Ludwigsburg - Seit dem Frühsommer 2013 hatte die Stadtverwaltung neue Räumen zur Unterbringung von Obdachlosen gesucht. Schließlich hatten die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) der Stadt die bisherige Unterkunft in der Gänsfußallee zum Herbst dieses Jahres wegen Eigenbedarfs gekündigt. Jetzt ist man in Eglosheim fündig geworden, nachdem ein Neubau in der Weststadt keine Zustimmung im Gemeinderat gefunden hatte.

 

Durch den Zustrom von Flüchtlingen sind Plätze für Obdachlose dringlicher geworden: Während der Kreis für die Erstunterbringung zuständig ist, muss sich die Stadt um die Flüchtlinge kümmern, sobald sie das bis zu zweijährige Asylverfahren durchlaufen haben. Ab diesem Zeitpunkt gelten Flüchtlinge als Obdachlose.

Sofortmaßnahme in Eglosheim

Nun hat die Verwaltung drei Alternativen vorgestellt, um Ersatz für die Bleibe in der Gänsfußallee zu schaffen und der steigenden Zahl an Obdachlosen zu begegnen. Als Sofortmaßnahme wird die Stadt das ehemalige Strabag-Gebäude in der Teinacher Straße neben dem Netto-Markt kaufen und umnutzen, berichtete der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried.

Positive Sozialprognose

Im November soll das Betriebsgebäude geräumt werden, dann sollen bis zu 44 Obdachlose dort unterkommen. Analog zur Gänsfußallee sollen das wohnungslose Menschen mit positiver Sozialprognose sein, etwa Alleinerziehende mit ihren Kindern. Die Bewohner bleiben in der Regel nur ein Jahr in der Unterkunft. Problematische Stadtviertel wie Eglosheim, die im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“ aufgewertet wurden, sollten bei derartigen Unterkünften eigentlich außen vor bleiben, sagt Seigfried. Da es jedoch in der bisherigen Einrichtung in der Gänsfußallee nie Probleme gegeben habe, sei das in diesem Fall vertretbar, sagte Seigfried.

Im Riedle sollen 20 zusätzliche Plätze entstehen

Wilfried Link, CDU-Stadtrat aus Eglosheim, berichtete von den Sorgen im Stadtteil – bis der Stadtteilausschuss einbezogen wurde. „Wir sind stolz, dass die Eglosheimer auch für die Obdachlosen da sind“, sagte Link. „Sie haben die Kurve noch rechtzeitig bekommen, was Bürgerbeteiligung angeht“, sagte auch Reinhardt Weiss, Vorsitzender der Freien-Wähler-Fraktion.

Eine weitere kurzfristige Maßnahme ist die Erweiterung der Unterkunft im Riedle in der Oststadt. Hier leben Menschen in „verfestigter Obdachlosigkeit“, meist Alleinstehende und Ehepaare. Nachdem ein Teil der Unterkunft abgebrannt war, soll dieser wieder aufgebaut werden. Zudem sollen auf der Freifläche nebenan Container für Flüchtlinge aufgestellt werden. Hier sollen vom kommenden Jahr an 20 weitere Wohnungslose eine Bleibe finden.

Dezentrale Unterbringung gefordert

Mittelfristig: Neue Unterkunft in der Marbacher Straße

Mittelfristig soll zudem das Gebäude in der Marbacher Straße 211 zu einer Obdachlosenunterkunft umgebaut werden – bis 2016 oder 2017. Mindestens 40 Plätze sollen hier entstehen, die bisherigen Mieter müssen ausziehen. Der Linken-Stadtrat Oliver Kube betonte, dass die sozial schwächeren Mieter bei der Suche einer neuen Wohnung unterstützt werden müssen. „Sonst ziehen sie aus und als Obdachlose wieder ein.“

Neben diesen zwei geplanten neuen Einrichtungen und der Erweiterung im Riedle verfügt die Stadt über sechs Wohnungen für obdachlos gewordene Familien. Das ist zu wenig, befand Michael Vierling (Grüne), der sich insgesamt für eine dezentralere Unterbringung stark macht. Der Rat billigte den Vorschlag der Verwaltung.