Am 1. Januar ist die Macht der EnBW auf die Ludwigsburger Stadtwerke übergegangen. Die Verhandlungen zur Übernahme des kleineren Syna-Netzes sind dagegen ins Stocken geraten.

Ludwigsburg - Die erste Bewährungsprobe haben die Netzneulinge von den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) bestanden. Am 21. Januar war es um 1.06 Uhr in Kornwestheim zu einem doppelten Kurzschluss gekommen. „Unser Bereitschaftsdienst konnte den Fehler schnell lokalisieren, nach 52 Minuten hatten die Leute wieder Strom“, sagt Bodo Skaletz. Für den Geschäftsführer ist das mit ein Beleg dafür, dass sich die Stadtwerke richtig auf das Abenteuer Stromnetzbetrieb vorbereitet haben. Seit dem 1. Januar sitzen seine Mitarbeiter an den Schalthebeln, die zuvor die EnBW (Energie Baden-Württemberg) bedient hat.

 

Die nackten Zahlen sprechen für sich. Insgesamt haben die Ludwigsburger Stadtwerke 1100 Kilometer an Stromleitungen übernommen, dazu vier Umspannwerke, vier weitere Umspannwerke werden auch in Zukunft gemeinsam mit den EnBW betrieben. Es gibt 256 Trafostationen und 662 Anlagen – zumeist Fotovoltaik –, von denen Strom ins Netz eingespeist wird.

Neue Kunden dank Stromnetz

Eine besondere Herausforderung beim Wechsel von der EnBW zu den Stadtwerken sei die Zuordnung der jeweiligen Stromlieferanten gewesen. Denn die SWLB muss die Energie von 249 verschiedenen Anbietern an den Mann bringen. Um das leisten zu können, mussten 60 000 Kundendateien, welche zuvor in EnBW-Besitz waren, in das System eingespeist werden. „Der Aufwand wird meist übersehen“, sagt Skaletz. „Aber wir haben damit schon einige Wochen vor der Übernahme begonnen. Vieles davon musste händisch gemacht werden, aber inzwischen sind wir so weit, dass alles automatisch läuft.“

Als 2011 die Frage einer Verlängerung – oder eben Kündigung – der Netzkonzession anstand, sind die Stadtwerke mit dem Versprechen angetreten, den Strom zu günstigeren Preisen anbieten zu können. Mit dem Tarif Strom-City sei das schon jetzt möglich, sagt Skaletz. Ausschlaggebend seien Synergien zwischen der Gas-, Strom- und Wasserversorgung, die bei der SWLB zusammenliefen. Umgekehrt haben die Stadtwerke nun natürlich auch eine bessere Ausgangsbasis, um neue Kunden zu gewinnen: „Bei unserer letzten Kampagne haben wir 2000 neue Kunden hinzugewinnen können“, sagt Skaletz, „damit haben wir erstmals die 12 000-er-Grenze überschritten.“ Als Ziel für die Kundenwerbung bis zum Jahresende steht die Zahl 13 000 im Wirtschaftsplan der SWLB. „Es ist ein hartes Geschäft“, sagt der Geschäftsführer, „aber nach und nach werden wir den Kundenstamm vergrößern.“

Vertragsverhandlungen zwei Jahre zur früh

Die Stadtwerke haben im vergangenen Jahr 4,8 Millionen Euro investiert, um sich für den Netzbetrieb fit zu machen, sagt der Abteilungsleiter Stromnetze, Peter Danylak. „Unter anderem mussten 850 verschiedene Komponenten angeschafft und Lagerkapazitäten auf dem Gelände ausgebaut werden“, sagt er. „Jetzt sind wir auf fast alle Eventualitäten vorbereitet“, meint Skaletz. Der SWLB-Chef ist froh, dass Remseck künftig den Strom von der SWLB beziehen wird – auch wenn sich die Verantwortlichen dort nur unter der Bedingung darauf eingelassen haben, dass auch die Stadtwerke Waiblingen im Boot sind. Dass dagegen Marbach, Tamm, Möglingen, Asperg und Markgröningen das Ludwigsburger Stromangebot abgelehnt haben, hat ihn enttäuscht. „Ausschlaggebend war hier sicher, dass wir zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen nur den Netzbetrieb von Poppenweiler vorweisen konnten,“ sagt Skaletz. „Wäre das ein, zwei Jahre später angestanden, hätten wir mehr Erfolg gehabt.“

Die Übernahme des kleineren Netzes der Syna GmbH steht noch aus. Die Verhandlungen mit der RWE-Tochter sind zäh: „Wir hoffen, dass auch dieser Vertrag bis zum Jahresende steht“, sagt Danylak.