Die Grünen veranstalten am Sonntag eine Kabarett-Matinee mit Gerhard Polt, gleichzeitig findet die offizielle Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Der CDU-Stadtverband Ludwigsburg wirft ihnen deshalb mangelnden Respekt gegenüber den Opfern des Kriegs vor.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Die Positionen scheinen unversöhnlich: Roland Schmierer (CDU) hält die Matinee mit dem Soloprogramm des Kabarettisten Gerhard Polt „de facto für eine Gegenveranstaltung“ zu der städtischen Gedenkfeier, wie sie alljährlich auf dem Alten Friedhof in der Schorndorfer Straße stattfindet. Am Sonntag um 11.30 Uhr steigt Polt im Forum auf Einladung des Asperger Ortsverbandes der Grünen auf die Bühne. Seit Wochen wird für diesen Auftritt mit Plakaten geworden. Fast zur selben Zeit, um 11.15 Uhr, beginnt die Veranstaltung auf dem Friedhof, bei der als Vertreter der Stadt Oberbürgermeister Werner Spec spricht.

 

Der CDU-Stadtverband Ludwigsburg hält diese Planung, so erklärte er nun am Freitag in einer Pressemitteilung, deren Autor Roland Schmierer ist, für einen Ausdruck „mangelnden Respekts vor den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der Kriege und ebenso vor ihren Angehörigen und Nachkommen“. Das Schreiben mündet in der Forderung: „Zukünftig muss Schluss mit lustig am Volkstrauertag sein.“ Was die Christdemokraten besonders empört, ist, dass der Veranstalter des Polt-Auftritts eine Partei ist. Auch der SPD-Vertreter Eckart Bohn attestiert den Grünen „mangelnde Sensibilität“.

Der Asperger Grünen-Kreisrat Peter-Michael Valet, der den Auftritt zusammen mit seinem Ortsverbandskollegen Michael Klumpp und dem Staatssekretär Jürgen Walter organisiert hat, weist den Vorwurf der Respektlosigkeit zurück. Der Auftritt Polts stehe nicht „im Widerspruch zur gedämpften Stimmung des Volkstrauertages“. Polt sei kein lauter Comedian, „er spricht in seinen Programmen ernste Themen an“. Dass die Veranstaltung am Volkstrauertag stattfinde, „hat uns schon vor Augen gestanden“, als Polt einen Termin in seinem engen Terminkalender angeboten und man mit dem Forum verhandelt habe, räumt Valet ein. „Wir sehen das nicht als Konkurrenzveranstaltung“, sagt jedoch auch Michael Klumpp.

Nur Tanzveranstaltungen sind am Volkstrauertag verboten

Der Protest der Ludwigsburger CDU trifft Valet und Klumpp nicht unvorbereitet. Ein Bundeswehrangehöriger aus Asperg, der im Einsatz in Afghanistan war, hat bereits in einem Brief sein Unverständnis über die Matinee geäußert. „Diese Empfindung können wir ihm nicht nehmen“, sagt Klumpp. Tatsache ist jedoch, dass die Veranstaltung an diesem staatlichen Gedenktag legal ist. Nur Tanzveranstaltungen sind in Baden-Württemberg zwischen 3 Uhr und 24 Uhr am Volkstrauertag verboten.

Aus Sicht der Stadt Ludwigsburg gibt es „für politisches Kabarett im Rahmen einer Parteiveranstaltung geeignetere Termine, wenngleich Zeitpunkt sowie die inhaltlich-programmatische Ausrichtung Sache der Grünen sind“, sagt deren Sprecher Peter Spear. Hätte die Stadt die Veranstaltung verboten, wäre sie dem Veranstalter schadenersatzpflichtig. Doch abgesehen von der Rechtmäßigkeit betont Klumpp: „Man kann den Tag ernst nehmen, auch wenn man an ihm etwas anderes macht.“

Winfried Speck, der evangelische Stadtdekan, bezeichnet die zeitliche Überschneidung der Veranstaltungen als unpassend. Er betont die Notwendigkeit des gemeinsamen öffentlichen Gedenkens. Der katholische Dekan Oliver Merkelbach sieht den Disput als Anlass für eine öffentliche Diskussion, „wie wichtig einer Gesellschaft ein solcher Gedenktag ist“.

Der Polt-Organisator Peter-Michael Valet spricht von einer großen Nachfrage für den Sonntag. Man habe die Zahl der Sitzplätze im Forum schon erweitern müssen.