Es ist schon erstaunlich: In Ludwigsburg wird seit Jahren über eine Umbenennung der Straßen diskutiert, deren Namensgeber mit Rassismus, Nationalsozialismus oder Militarismus in Verbindung gebracht werden – doch passiert ist bisher nichts. Dabei ist ein solcher Schritt längst nichts Ungewöhnliches mehr. Zahlreiche andere Kommunen haben inzwischen ihre Hindenburg-, Carl-Diem- oder Karl-Peters-Straße vom Stadtplan verbannt. Vielleicht ist auch die Art der Diskussion über dieses Thema in Ludwigsburg ein Grund dafür, dass man noch nicht weiter ist. Zumindest in der Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag wurde überaus emotional, teilweise geradezu aggressiv und noch dazu so dogmatisch argumentiert, dass kaum eine sachliche Abwägung möglich scheint.

 

Dabei wäre gerade bei diesem Thema mehr Augenmaß sinnvoll. Denn natürlich muss man bedenken, was die Umbenennung einer Straße für die Behörden und die Anwohner bedeutet: Papierkram, Kosten und den Verlust einer vertrauten Größe. Doch das kann in diesem Fall nicht ausschlaggebend für eine politische Entscheidung sein. Wichtig ist vielmehr das Selbstverständnis der Kommune. Ludwigsburg präsentiert sich stets als moderner Vorreiter und weltoffene Stadt. Dazu passt es nicht, sich bewusst für die Beibehaltung von Straßennamen nach Nazi-Unterstützern wie Hindenburg oder Diem zu entscheiden. Denn deren Ehrung ist nicht angebracht – und die Benennung einer Straße ist nichts anderes als eine Auszeichnung der betreffenden Person.

Allerdings ist eine akribische Suche danach, ob sich bei den Namensgebern von 150 anderen Straßen Fehltritte finden lassen, sicher auch nicht erforderlich. Sinnvoll wäre die Einrichtung einer Kommission, die sich mit dieser Thematik beschäftigt – wie von den Grünen gefordert. Diese könnte bei Bedarf zusammenkommen und sachlich über das Für und Wider einer Straßenumbenennung diskutieren.