Bis März sind an der Oberen Marktstraße in Ludwigsburg die Handwerker zugange, um das Trauzimmer aufzupolieren. Aber das Budget ist klein. Gewünscht ist nur eine Übergangslösung.

Ludwigsburg - Geschimpft wird über das Ludwigsburger Trauzimmer seit Jahren. Schon der Zugang zu Standes-, Sozial- und Meldeamt an der Oberen Marktstraße sei unwürdig, meinen die Kritiker. Dem Saal fehle jeder Glanz. Schon Ende der neunziger Jahre gab es Pläne für einen neuen Ämterbau am Rathausplatz. Jetzt sind die Handwerker an der Marktstraße angerückt. Sie sollen den Korridor und die Amtsräume aufpolieren – mehr nicht. Bis März werden Paare ausschließlich im Sitzungssaal des Rathauses getraut. Die übrigen Bürgerdienste im gleichen Haus sind bis dahin nur eingeschränkt erreichbar.

 

Kosmetische Korrekturen

Hochzeiter hätten für den großen Tag in ihrem Leben ein besseres Ambiente verdient, hieß es zuletzt in einer Gemeinderatsdebatte im vergangenen Juni. Alle Fraktionen waren sich darin einig: Die Stadt braucht einen ansprechenden Raum für Trauungen. Schon jetzt ist es so, dass an Freitagen Ehen im Sitzungssaal geschlossen werden – pro Jahr im Schnitt 260. Nur 150 Paare wählen dagegen den umstrittenen Raum an der Oberen Marktstraße zum Ort für das Jawort. Üblicherweise finden dort die zwischen Montag und Donnerstag terminierten Hochzeiten statt.

In der Verwaltungsdependance am Marktplatz werden die Tapeten gelöst, die abgehängte Decke entfernt und die Holzböden aufgearbeitet, sagt Gabriele Barnert, die stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Hochbau und Gebäudewirtschaft. Statt mit Raufaser werden die Wände mit feinem Malervlies versehen. „Die Mauern werden glatt und hell sein. Auch die Lichter werden ausgetauscht“, sagt Barnert. Die Neonröhren sollen durch wärmere Lichtquellen ersetzt werden. Auch ein als störend empfundenes Waschbecken im Korridor, wo Kunden warten müssen, ist endlich entfernt worden.

Für diese kosmetischen Korrekturen an der Oberen Marktstraße hat die Stadt aber nur 42 000 Euro bereitgestellt. „Die Räume dort sollen nur noch übergangsweise genutzt werden“, sagt Barnert. Von 2018 oder 2019 an soll das Gebäude in den Besitz der Wohnungsbau GmbH übergehen, die dort Studentenwohnungen einrichten will.

Große Rochade

Die Ämter sollen in die bis dahin umgebaute und um einen Ergänzungsbau erweiterte Silcherschule am Rathausplatz ziehen. Das sieht der komplexe Zeitplan für die sogenannte Verwaltungsarrondierung vor. „Ob dort auch ein Trausaal entsteht und wie er aussehen wird, ist noch nicht entschieden“, sagt Barnert. Viele Stadträte wünschen sich ein Trauzimmer mit historischer Aura.

Der Verwaltungsumzug aber ist abhängig von weiteren Rochaden am Schulcampus: Sowohl die neue Internationale Schule als auch das Goethe-Gymnasium, das von 2015 bis 2017 komplett saniert wird, sollen in den beiden Gebäuden der Silcherschule Quartier nehmen. Über die Räume wird noch gestritten.

In nächster Zeit werden die betreffenden Ämter ein Raumprogramm erstellen, sagt die Hochbauamtsleiterin. Ihre Abteilung möchte spätestens 2015 mit den Planungen für den Um- und Neubau beginnen. Die Arbeiten könnten also unverzüglich beginnen, sobald die Schulen wieder ausgezogen sind – das Goethe zurück in das sanierte Stammhaus und die Internationale Schule an einen noch unbekannten Standort, an dem sie auf Dauer bleiben kann.