Barbara Schüßler hat für das Theater unter der Dauseck ein neues Stück geschrieben. Es erzählt von Erwin und den Langzeitfolgen des Zweiten Weltkriegs. Am Samstag hat es in Freudental Premiere.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Erwin könnte auch Armin oder Anton heißen. Denn Erwin steht für eine ganze Generation. Erwin war 15 Jahre alt, als er erlebte, wie seine Heimatstadt Pforzheim in Flammen aufging. Britische Bomber zerstörten die Stadt bei einem Angriff am 23. Februar 1945 fast vollständig. Das hat Erwin geprägt wie so viele andere Zeitgenossen, die den Zweiten Weltkrieg als Kinder erlebt haben.

 

Erwin ist die Hauptperson in Barbara Schüßlers neuem Theaterstück „Hemdenwechsel“. Die 46-Jährige legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass die Dramenfigur Erwin und ihr Schwiegervater nicht identisch sind. Wahr ist aber, dass der alte Herr den Anstoß zu diesem mittlerweile zehnten Stück Barbara Schüßlers gegeben hat. „Mach doch mal ein Stück über meine Geschichte“, sagte der Vater ihres Mannes vor etwa anderthalb Jahren. Der Wunsch kam einigermaßen überraschend. „Er will, dass das auf die Bühne kommt“, sagt Barbara Schüßler dennoch mit Überzeugung. Sie weiß aber auch, dass die Uraufführung am Samstag für alle Beteiligten noch einmal eine Herausforderung wird. Auch wenn Erwin nur eine fiktive Person und eben nicht der authentische Mensch aus der Familie Schüßler ist.

Interview mit dem Schwiegervater als Basis fürs Stück

Bisher erzählte der Schwiegervater nie so recht über sein Leben, in das im Februar die Todesangst Einzug gehalten hat und das seine erste wichtige Prägung durch die nationalsozialistische Jugenderziehung erfahren hatte. Aber seine Schwiegertochter, die offenbar die Gabe hat, den Tag von 24 auf 28 Stunden ausdehnen zu können, begriff seine beiläufige Äußerung als ernst gemeinte Aufforderung. Die Frau, die bis zu den Sommerferien auch noch Rektorin der Friedrich-von-Keller-Schule in Neckarweihingen ist und derzeit für die Grünen im Ludwigsburger Gemeinderat sitzt, interviewte ihren Schwiegervater auch zu den bislang verschwiegenen Erzähllücken in seinem Leben. Und in den freien Stunden zwischen ihren vielen Aufgaben schrieb sie mal wieder ein Theaterstück.