Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Wie haben Sie das Vertrauen Ihrer Protagonisten gewonnen?
Das baut sich ratzfatz auf, wenn man zusammen singt und merkt, dass man einen ähnlichen Humor hat. Oder wenn sie einem eine Frage stellen und man ehrlich antwortet. Vielleicht sind wir am nächsten Tag nicht immer wiedererkannt worden. Aber wir waren jemand, von dem sie in Erinnerung hatten, dass sie mit uns am Vortag etwas Schönes erlebt haben. Wir haben Blumen zusammen gepflückt oder im Blühenden Bankrott, wie eine Dame immer sagte, zusammen am Salbei gerochen. Wir waren die, die coole Sachen mit ihnen machen. Was im Pflegealltag nicht möglich ist.
Wie ist das Stück entstanden?
Es gab die „Peer Gynt“-Vorlage. Dazu kamen die Erzählschleifen, wenn eine der Damen etwa immer wieder erzählte, auf welchen Bergen sie in ihrer Kindheit im Sudetenland war. Das hat ja einen Rhythmus, der über lange Jahre eingeübt ist. Die Geschichten kommen von den Damen. Wir haben aufgenommen, was wir bekommen haben. Wir haben 15 Stunden Material und es ist erstaunlich, wie nah es an „Peer Gynt“ ist. Es geht oft um die Sehnsucht nach zu Hause. Auch Gynt fragt sich, wer er ist.
Der Zuschauer muss manchmal sehr lachen über Ihre Protagonisten. Hatten Sie Angst, die Damen bloßzustellen?
Ja sicher. Das ist ja der Ausgangspunkt des Projekts. Es ist auch die Frage, wie weit man über oder mit Demenzkranken lachen darf. Für uns als Theaterkollektiv ist Humor ein wichtiger Aspekt. Wir pendeln das permanent selber aus. Aber wenn man über Würde spricht, wird es immer ernst. Das ist ein schmaler Grat.