Nachdem der Landrat Rainer Haas in der vergangenen Woche die Firma Weda kritisiert hatte, schießt diese nun zurück. In einem seitenlangen Schreiben führt sie zig angebliche Fehler des Landkreises auf.

Ludwigsburg - Peter Weda ist sauer. Der Inhaber der gleichnamigen Ludwigsburger Firma für Nachrichtentechnik fühlt sich vom Landrat Rainer Haas angegriffen. Denn dieser hatte bei einem Pressetermin in der vergangenen Woche Kritik an den Vorgehensweisen seiner Firma geäußert. In einem langen Brief an die Presse schießt Weda nun zurück: Er verwahrt sich gegen die Vorwürfe und führt nun seinerseits zig angebliche Fehler des Kreises an.

 

Haas hatte im Zusammenhang mit der Firma Weda von einem „Filz“ gesprochen, aufgrund dessen jahrelang Aufträge für Leitstellentechnik freihändig, also ohne Ausschreibung, an die Firma vergeben worden seien. Zudem hatte er behauptet, Weda habe technische Daten wie „Herrschaftswissen“ behandelt und nicht an andere weitergegeben. Aus Wedas Sicht sind beides haltlose Vorwürfe. Das Gegenteil sei der Fall: Er habe sich sogar explizit aus möglichst allen „Filzvereinigungen“ wie Vereinen oder Parteien herausgehalten, lediglich im Hobby-Amateurfunkverein sei er aktiv.

Weda kritisiert fehlende Ansprechpartner

Zudem habe seine Firma viele Aufträge im Rahmen von Ausschreibungen erhalten. Andere seien zwar freihändig an ihn vergeben worden, aber immer im Rahmen der Vergabeordnung. Zumal: wäre dies nicht einwandfrei gewesen, dann wäre das ein Verstoß seitens des Landratsamtes, nicht seines Betriebes gewesen, stellt Weda klar. Auch von Herrschaftswissen könne keine Rede sein. Vielmehr habe es – unter anderem wegen zahlreicher Wechsel auf dem Posten des Kreisbrandmeisters – oftmals keinen technisch versierten Ansprechpartner im Landratsamt gegeben. Und das bei teilweise „stark überalterten Geräten“, die „dringend“ hätten erneuert werden müssen, betont Weda.

Angesichts der wiederholten Pannen in der neuen Integrierten Leitstelle frage er sich zudem, was hier schief gelaufen sei, so der Nachrichtentechniker. Immerhin verschweige Haas, dass die beauftragte Firma Frequentis, die angeblich auch Scotland Yard ausgerüstet habe, eben nicht die hochwertige Technik aus eigenem Hause einsetze, sondern eine angeblich minderwertige von einem Partner. Vor diesem Hintergrund finde er es „eigenartig“, dass das Angebot seiner Leitstellentechnik mit der Begründung abgelehnt worden sei, es entspreche nicht der geforderten Qualität. „In über 100 Integrierten Leitstellen in Deutschland läuft unser Produkt ohne jegliche Probleme stabil“, sagt Weda.

Landrat hält an Filz-Vorwurf fest

Haas beharrt jedoch darauf, dass das Angebot nicht den Anforderungen entsprochen habe. „Wäre an der Ausschreibung etwas auszusetzen gewesen, hätte die Firma Weda diese ja anfechten können“, betont er. Im Übrigen könne er nur wiederholen, dass es ein „immenser Kraftakt“ gewesen sei, alle Beteiligten von einer Ausschreibung der Leitstellentechnik zu überzeugen. Immerhin habe es nicht wenige gegeben, die sehr dafür gewesen seien, diese freihändig an Weda zu vergeben.

Dieses Vorgehen sei zwar offenbar tatsächlich jahrelang so gehandhabt worden, aber das mache es nicht besser. Hätte er früher von diesem Filz gewusst, hätte er diesen früher unterbunden, sagt der Landrat. „Die europaweite Ausschreibung ist bei Projekten dieser Größenordnung der einzig rechtlich korrekte Weg“, betont er. Ebenfalls korrekt sei, dass einige Geräte in den früheren Leitstellen erneuerungsbedürftig gewesen seien – deshalb sei ja nun der perfekte Zeitpunkt gewesen, die neue Leitstelle einzurichten.

Wechselvolle Geschichte

Historie:
Die Integrierte Leitstelle (ILS) ist seit mehr als zwölf Jahren Thema im Kreis Ludwigsburg. Vor etwa zehn Jahren standen die Planungen kurz vor dem Durchbruch, wurden aber wegen Widerständen abgebrochen. Es folgte ein jahrelanger Streit um den richtigen Standort. Nachdem man sich zunächst für das DRK-Gebäude in der Reutteallee entschieden hatte, wurde es letztlich doch die Feuerwache.

Betrieb:
Im Dezember 2013 wurde die ILS offiziell eingeweiht. Die im Februar geplante Umstellung vom Probe- auf den Regelbetrieb wurde jedoch mehrfach verschoben. Seit dem 8. Juli läuft die ILS im Echtbetrieb.