Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, muss beim Ludwigsburger Sportinternat ein Defizit von 30.000 Euro im Jahr ausgeglichen werden.

Ludwigsburg - Das Sportinternat kommt nicht recht in die Gänge, im Ludwigsburger Rathaus ist Ernüchterung eingekehrt. Während des zweiten Schuljahres wohnen nur 14 Jugendliche in dem auf 21 Bewohner ausgerichteten Heim in der Königin-Olga-Kaserne, erhoffte Sponsorengelder sind ausgeblieben, und der Enthusiasmus der Ludwigsburger Sportvereine scheint verflogen.

Nun muss die Stadt mindestens drei Jahre lang jeweils 30.000 Euro für den Betrieb der Kaderschmiede für Basketballer, Leichtathleten, Tennisspieler und Tänzer aufbringen. Wolfgang Fröhlich sagt: "Wir sind liquide." Das Defizit sei auch deshalb aufgelaufen, weil das Internat im Dreischichtbetrieb betreut werden müsse. "Sobald auch nur ein Schüler im Haus ist, muss auch eine Aufsichtsperson da sein", sagt der Leiter des Fachbereichs Bildung, Familie und Sport.

Bei den Vorplanungen sei man davon ausgegangen, dass dies etwas lässiger gehandhabt werden könne. Die Verwaltung hat nun dem Ausschuss für Bildung, Sport und Soziales vorgeschlagen, die 90.000 Euro für das Internat aus dem Topf für die allgemeine Sportförderung zu nehmen. Das stieß nur bei CDU, FDP und Grünen auf Gegenliebe. Der SPD-Stadtrat Hubertus von Stackelberg forderte, das Geld an anderer Stelle zu holen, die zusätzliche Last dürfe nicht den Sportvereinen aufgebürdet werden.

Lob für das Internat


Nach Ansicht von Roland Glasbrenner (Freie Wähler) entspräche die Kürzung bei den Vereinszuschüssen einem Eingriff in die Förderrichtlinien. Um den Betrieb des Sportinternats auf Dauer sicherzustellen, müsse ein zusätzlicher Posten im Etatplan geschaffen werden. Die Frage jedoch, wo dieses Geld abgezwackt werden soll, stelle sich erst in der kommenden Woche, wenn über den Haushalt 2011 beraten werde.

Die von SPD und Freien Wählern skizzierten Szenarien seien übertrieben, meinte die Grünen-Rätin Elfriede Steinwand: "Es ist sicher nicht zu befürchten, dass die Vereine ausbluten, wenn das Geld mit der Sportförderung verrechnet wird." Stattdessen appelliere sie an die Solidarität der Vereine, die diese Art der Sportförderung schließlich haben wolle.

Quer durch alle Fraktionen wurde das Internat gelobt. Dessen Ansiedlung in Ludwigsburg sei "eine glänzende Idee", sagte Roland Glasbrenner. Das Heim müsse unbedingt weitergeführt werden. Von der Notwendigkeit einer Fortsetzung des Experiments mit der Kaderschmiede für den Sportnachwuchs sind auch alle übrigen Stadträte überzeugt. "Ich bin vom Landessportverband enttäuscht", sagte von Stackelberg. Es sei dessen ureigenste Aufgabe, die Vereine und Verbände zu ermutigen, damit weitere Schüler das Internat besuchen. Gegenwärtig sehe es aber so aus, als hätten die Funktionäre "die Stadt im Regen stehen lassen".

Auf Tänzer und Leichtathleten vergebens gewartet


Ludwigsburg habe mit dem Internat "großes Pech gehabt", sagte Glasbrenner. Just als die Einrichtung an den Start ging, habe die Finanzkrise viele Pläne zunichtegemacht. Den Zusagen von Firmen, Vereinen und Sponsoren aus dem Jahr 2007 seien nur wenige Taten gefolgt. Bisher hätten nur Basketballer und Tennisspieler junge Talente ins Internat geschickt.

Auf die Tänzer und die Leichtathleten habe man in der Königin-Olga-Kaserne bisher vergebens gewartet. "Nun können wird nur darauf hoffen, dass sich mit einer besseren Wirtschaftslage auch wieder das eine oder andere Türchen für uns öffnet", sagte Glasbrenner. Wo die 90.000 Euro für den Zuschuss herkommen sollen, wird nächste Woche entschieden.