Mittelalterliche Häuser sucht man in der Ludwigsburger Innenstadt vergeblich, findet sie jedoch in den Stadtteilen wie Eglosheim und Ossweil. Denn die meisten Stadtteile, die im Laufe der letzten 120 Jahre eingemeindet wurden, sind älter als die Kernstadt. Ihre Eigenständigkeit aufzugeben fiel den Gemeinden nicht leicht – aber die Stadt hatte gute Argumente.

Ludwigsburg - Ludwigsburg mag in diesem Jahr sein 300-jähriges Stadtjubiläum feiern, doch viele seiner Teilorte können über eine solche Zahl nur milde lächeln. Eglosheim zum Beispiel ist erstmals um 840 nach Christus erwähnt worden und Oßweil hat vor zwei Jahren sein 1200-jähriges Jubiläum gefeiert. Bis auf Grünbühl sind alle Stadtteile Ludwigsburgs älter als die im 18. Jahrhundert von Herzog Eberhard Ludwig gegründete Barockstadt. Dennoch sind die sieben, bis dahin eigenständigen Ortschaften, zwischen 1901 und 1975 zu Stadtteilen geworden.

 

Wie es zu diesen Eingemeindungen kam und dass diese nicht ohne Reibungen abliefen, haben Vertreter der ehemaligen Dörfer bei einer Veranstaltung am Mittwochabend im Ludwigsburger Stadtarchiv erzählt. Die erste Gemeinde, die 1901 ein Teil von Ludwigsburg wurde, ist Eglosheim. Per Bürgerentscheid ließ der Bürgermeister demokratisch über die Eingemeindung entscheiden. Wasser- und Stromanschlüsse versprach das reiche Ludwigsburg der Gemeinde, wenn sie Teil der Stadt werde – Grund genug für den Großteil der Eglosheimer, dem Deal zuzustimmen. Im Gegenzug erhielt Ludwigsburg mehr Fläche und konnte somit das Dragoner-Regiment in der Barockstadt behalten. Dieses hatte wegen Platzmangels gedroht, nach Esslingen abzuwandern.

Ludwigsburg oder Marbach?

Zwei Jahre später vergrößerte sich die Stadt um das Gebiet der Gemeinde Pflugfelden. Auch hier war das Versprechen der Stadt, Pflugfelden mit Trinkwasser zu versorgen, der Hauptgrund für die Zustimmung der Bürger – und Ludwigsburg vergrößerte sich erneut flächenmäßig.

Erst zwanzig Jahre später kam die nächste Eingemeindung – 1922 wurde Oßweil Teil der Stadt – zum Unmut einiger Bürger. Diese hatten am Tag der Eingemeindung schwarze Flaggen aus ihren Fenstern gehängt, so ein Sprecher des Heimatvereins. Im Jahr 1926 gab Hoheneck seine Eigenständigkeit auf, 1974 dann auch Neckarweihingen. Für Poppenweiler hieß es 1975 im Zuge der Gemeindereform: Ludwigsburg oder Marbach. Die Gemeinde entschied sich für das größere Ludwigsburg. Der östlichste Stadtteil war damit der letzte Ort, der eingemeindet wurde.