Am Sonntag stehen in der Türkei die Präsidentschafts- und Parlamentswahl an. Im Wahlkampf zeigt sich, dass die Zivilgesellschaft trotz der Repressalien des Erdogan-Regimes stark ist. Wie stark, analysiert der Türkei-Korrespondent Frank Nordhausen.

Istanbul - Die Vorbereitungen für die türkischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am Sonntag führen zu einer wichtigen Erkenntnis: Die Türkei hat durchaus eine lebendige Demokratie. Wie bitte? Hat Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht alles Erdenkliche getan, um die demokratischen Institutionen zu erdrosseln und dem Rechtsstaat höchstmöglichen Schaden zuzufügen? In der Tat: Er regiert im Ausnahmezustand mit Notverordnungen, hat die Medien weitgehend gleichgeschaltet und die Justiz auf Regierungskurs getrimmt. Wer Kritik übt, wird ins Gefängnis geworfen. Demonstrationen und Streiks sind verboten. Es stimmt, Erdogans Maßnahmen lesen sich wie aus dem Handbuch für Diktatoren.