Schwedens jüngste Königstochter Madeleine und der britisch-amerikanische Finanzberater Chris O’Neill trauen sich am Samstag in Stockholm. Zehntausende Fans werden dem Paar zujubeln, allerdings ist Madeleine lange nicht so populär wie ihre Schwester Victoria.

Stockholm - Die Kirche in Stockholms Königlichem Schloss ist in dieser Woche für Besucher geschlossen. Schließlich soll das 1754 eingeweihte Gotteshaus am Samstag in frischem Glanz erstrahlen, wenn Prinzessin Madeleine, die Jüngste der schwedischen Königskinder, mit ihrem Verlobten Chris O’Neill vor den Altar tritt. Sonst allerdings ist es spärlich mit Vorboten auf das anstehende Ereignis: keine Prinzessinnen-Torten in den Konditoreien, keine Madeleine-Ausstellungen in den Kaufhäusern, nicht mal die Touristenläden in der Altstadt schmücken ihre Auslagen mit dem Konterfei des glücklichen Paares.

 

Das war ganz anders vor drei Jahren, als Madeleines Schwester Victoria Daniel bekam. Da steckte Stockholm tatsächlich im Hochzeitsfieber. Aber Victoria war eben Kronprinzessin, mit dem Auftrag, die Thronfolge auch noch für kommende Generationen zu sichern. Sie war der Liebling der Schweden, ihre Liebesgeschichte rührte die Herzen ihrer Landsleute: wie sie kämpfen musste, um ihren Vater davon zu überzeugen, dass sie und ihr Fitnesstrainer Daniel Westling füreinander geschaffen waren.

Die Liebesgeschichte geht nicht ans Herz

Madeleine hingegen spielt als einstweilige Nummer vier der Thronfolge – mit jedem neuen Kind Victorias rückt sie weiter nach hinten – nur eine dynastische Nebenrolle. Von der Beliebtheit ihrer Schwester ist sie weit entfernt. „Sie gilt als kühl, die Schweden haben keine nahe Beziehung zu ihr“, sagt der Hofexperte Roger Lundgren. Und die Beziehung der Prinzessin zu ihrem Millionär mag sein, was die Amerikaner „perfect match“ nennen. Ans Herz geht sie nicht.

All das heißt nicht, dass am Samstag nicht Zehntausende die Straßen säumen und dem Paar zujubeln werden, wenn Madeleine und ihr Mann nach der Trauung in der Kutsche durch Stockholm fahren. Die Schweden wünschen der Prinzessin, die in ein paar Tagen 31 wird, alles Gute. Aber ein Volksfest ist die Hochzeit nicht, und nur das ZDF hält mit stundenlanger Live-Rapportierung die Illusion aufrecht, dass in Stockholm etwas stattfindet, das ein ganzes Land bewegt. Nach Fest und Flitterwochen kehren die Eheleute wieder nach New York zurück. Chris bleibt amerikanisch-britischer Doppelstaatsbürger und erhält keinen schwedischen Herzogtitel, weil er lieber ungebunden seinen Geschäften als Finanzberater nachgehen will. Und die medienscheue Madeleine ist froh, manchmal als Mrs O’Neill in eine anonyme Rolle schlüpfen zu können.

All das ist mit der Krise erklärbar, die die Prinzessin vor drei Jahren durchmachte, als ihre Verlobung mit dem Juristen Jonas Bergström in die Brüche ging. An dessen Seite schien Madeleine, die davor als Partyqueen im Stockholmer Yuppie-Milieu Schlagzeilen machte, ruhiger geworden zu sein. Als erste ihrer Familie schloss sie ihre Studien mit einem akademischen Titel ab, und während König Carl Gustaf lange Probleme hatte, die Wahl seiner Ältesten zu akzeptieren, galt Madeleines Auserkorener als sein Traum-Schwiegersohn.

Nach der Krise kam Chris

Doch dann hatte Jonas eine heiße Nacht mit einer norwegischen Handballerin, als er mit Freunden unter Pseudonym Skiferien machte. Madeleine soll davon gewusst haben, als Bergström um ihre Hand anhielt, und sie stellte sich dennoch glücklich lächelnd mit edlem Verlobungsring den Fotografen. Doch ein halbes Jahr später erzählte Jonas’ Bettgenossin die Romanze einer Illustrierten, Madeleine floh vor den Schlagzeilen nach New York, und der Königshof verkündete die Trennung.

Doch nach der Krise kam Chris. Freunde machten die beiden miteinander bekannt. „Er brachte mich wieder zum Lachen“, rühmte Madeleine die Stütze, die ihr der um acht Jahre ältere Amerikaner in der schweren Zeit war. Aus dem Lachen wurde mehr, bald sah man die beiden Hand in Hand, dann zog sie bei ihm ein, und auch das schwedische Königspaar äußerte sich begeistert über den neuen Mann im Leben ihres Nesthäkchens. Nur die Schweden fanden wieder Grund zum Mäkeln: sollte Madeleine wirklich mit dem Geld der Steuerzahler ein Jetset-Leben in den USA führen, statt ihre Heimat zu repräsentieren, wie es sich für gute Prinzessinnen geziemt?

Geldsorgen? Werden die beiden nicht haben

Madeleine reagierte gekränkt, dass ihr Arbeitseinsatz in Frage gestellt wurde. Schließlich war sie für die von ihrer Mutter gegründete Childhood-Stiftung für missbrauchte Kinder tätig. Und ihren Aufenthalt in New York bestritt sie aus ihrem eigenen Anteil am Vermögen der Bernadottes, betonte der Hof. Eigene Apanage hat sie keine, doch Geldsorgen wird das Paar auch künftig nicht kennen. Chris O´Neill ist zwar nicht blaublütig, zum Finanzadel aber zählt er, als Co-Eigner eines Hedgefonds, mit einem 2004 verstorbenen Bankier als Vater und einer aus Österreich stammenden Mutter, die dank einem in vier Ehen angehäuften Vermögen als Kulturmäzen auftreten kann.

Die Schweden werden die jüngste Prinzessin und ihren Mann künftig nur bei seltenen Repräsentationsanlässen und Familienfesten sehen. Das wird Madeleines Popularität kaum mehren, aber vielleicht beginnen ihre Landsleute dann einzusehen, dass aus der wilden Blonden, die einst auf Nachtclubtischen tanzte, längst eine reife Frau geworden ist, die von ihren Freunden als zielbewusst, willensstark und sehr charmant bezeichnet wird.