Der frühere bayerische Ministerpräsident und Innenminister Günther Beckstein sprach in der Filharmonie Bernhausen über seine inneren Konflikte als Politiker. Eingeladen hatte das örtliche Männervesper-Team der Evangelischen Kirchengemeinde.

Bernhausen - Schon das Thema des Abends ließ ahnen, dass Günther Beckstein, der frühere bayerische Ministerpräsident und Innenminister, von seinen inneren Konflikten sprechen wird. „Christ und Politiker“ war das Männervesper am Montagabend in der Filharmonie betitelt. Rund 250 Gäste, darunter viele Frauen, waren zu der Veranstaltung der evangelischen Kirchengemeinde Bernhausen gekommen.

 

Pfarrer Ulrich Scheffbuch, der die Gäste begrüßte, ging ebenfalls auf das Motto des Abends ein. „Christ und Politiker – geht das überhaupt“?, fragte er. „Oder ist das wie Feuer und Wasser, Schalke und Dortmund oder Franken und Bayern?“ Womit er schon bei einem bedeutenden Konflikt im Leben des Referenten angelangt war. Schließlich war Beckstein als evangelischer Christ und Franke im katholisch geprägten Bayern Ministerpräsident geworden.

Heiliger als Mahnung

Dass diese Bürde nicht einfach zu tragen war, machte Beckstein in einem Interview mit dem Mitbegründer des Männervespers, René Frei, deutlich. Weil er sich immer vor Augen halten wollte, dass er auch als Ministerpräsident nicht der Größte sei, habe er sich eine Statue des Heiligen Antonius in sein Zimmer gestellt. „Er mahnte mich, das jeder vor dem Herrgott gleich viel gilt.“ Aus Platzgründen habe aber die Büste von Franz-Josef Strauß weichen müssen. „Das hat in Oberbayern einen Aufschrei gegeben“, berichtete der Franke.

Der 68-Jährige, der seit 38 Jahren für die CSU im Landtag sitzt, erzählte, dass er ursprünglich nicht viel mit Politik am Hut gehabt habe. Dann sei er jedoch gefragt worden, ob er in Nürnberg für die CSU kandidieren wolle. Im zweiten Anlauf sei er dann in den Landtag gekommen.

Beckstein machte schließlich in seinem Referat deutlich, dass ihn die Zeit als Innenminister sehr geprägt hat. Es wurde klar, dass er in diesem Amt mit einer gewissen Zerrissenheit zu kämpfen hatte. Beispiel Asylbewerber: Eigentlich sei er dafür, lieber fünf Leute zu Unrecht aufzunehmen als einen in die Folter oder sogar in den Tod zu schicken. Als Innenminister habe er jedoch Asylbewerber, die auch vor Gericht nicht Recht bekamen, ausweisen müssen. „Wenn man in ein solches Amt geht, muss man bereit sein, Gesetze durchzusetzen“, sagte er. Seine innere Spannung zeigte sich auch beim Thema Islam. Beckstein forderte, dass man tolerant mit Andersgläubigen umgehen müsse. Andererseits sagte er: „Es tut mir weh, dass es immer mehr Moscheen und weniger Kirchen gibt.“

Konservative Grundhaltung

Der CSU-Politiker betonte seine konservative Grundhaltung. Beispiel Ehe: In seinem Buch, das zum Verkauf stand, bedaure er, dass seine Kinder nicht verheiratet sind. Nachdem der Freund seiner Tochter dies mitbekam, habe er prompt um ihre Hand angehalten. „Und am Samstag ist Hochzeit“, strahlte der künftige Schwiegervater. Am Schluss der Veranstaltung dankte Pfarrer Scheffbuch dem Chor Api a capella für seine Darbietungen. Er freute sich auch darüber, dass Beckstein zu Gunsten des evangelischen Jugendwerks Bernhausen auf sein Honorar verzichtet hatte.