Der Illusionist Julius Frack, der Weltmeister der Großillusion ist, ist in Möhringen aufgewachsen und hat neulich eine Benefizshow für Flutopfer organisiert.

Möhringen/Tübingen - Julius Frack steht am Eingang seiner Lagerhalle in Tübingen und deutet in den Raum. „Eigentlich war das hier als Probefläche gedacht“, sagt er. Das geht aber gerade nicht, denn der Raum ist voll gestellt mit Kisten und Regalen. Darin und darauf lagern die Requisiten, die Frack braucht, um sein Publikum zum Staunen und Schmunzeln zu bringen. In jeder Kiste ist Material für eine Nummer. Er ist ein Illusionist, also ein Künstler, der mit Sinnestäuschungen arbeitet und weltweit auftritt. So lässt er auf Bühnen seine Assistentin Cindy Keller schweben, schreitet durch sie hindurch oder entsteigt einem zuvor leeren Kasten, der zwischenzeitlich mit Rauch gefüllt war. Vor kurzem sind er und mehrere Magierkollegen im Tübinger Landestheater aufgetreten, um Geld für Opfer des Hochwassers in Ostdeutschland zu sammeln. Eine Nachbarin hatte ihn auf die Idee gebracht und Frack wollte helfen. Er und seine Kollegen spendeten die komplette Gage von 3200 Euro.

 

„Ich zaubere, weil ich Schönes in die Welt tragen möchte“, sagt Frack, der mit bürgerlichem Namen Stefan Zucht heißt und in Möhringen aufgewachsen ist. „Was gibt es Schöneres, als auf der Bühne zu stehen und ein Staunen zu kreieren?“

„Das ist mir recht leicht gefallen“

Natürlich hatte er als Kind einen Zauberkasten. Doch so richtig zum Magier wurde der heute 38-Jährige während einer Projektwoche am Paracelsus-Gymnasium in Plieningen. Da war er 15 Jahre alt. „Als ich als Zauberer auf der Bühne stand, wusste ich, dass ich genau das machen möchte.“ Er zauberte mit Billardkugeln und ließ sie zwischen seinen Fingern erscheinen und wieder verschwinden. „Das ist mir recht leicht gefallen“, sagt Frack rückblickend. Er bereitete seine erste Profinummer vor: den Schneider. „Magier zaubern oft mit Fingerhüten. Mein Lehrer Eberhard Riese sagte mir, dass ihm niemand erklären konnte, warum das so ist.“ Frack zauberte auch mit Fingerhüten, bettete diese aber in eine Handlung mit einem Schneider ein und war damit so erfolgreich, dass er Deutscher Meister der Zauberkunst wurde. Auch diese Requisiten sind in einer Kiste. „Die Schneider-Nummer buchen die Kunden noch immer“, sagt er. Der Magier füllt große Säle, tritt aber auch im exklusiveren Rahmen auf.

Frack trägt an diesem Nachmittag in seiner Werkstatt aber kein edles Kleidungsstück, sondern einen grünen Pullover. Er führt durch die Halle und deutet auf einen Stapel Reifen. „Das sind nicht meine Winterreifen, sondern die brauche ich für eine Illusion“, erklärt er. Woanders zeigt er ein Holzmodell. „Das wird eine Erscheinungsillusion. Ich muss noch den Deckel verbessern.“ In Tübingen werkelt Frack an den Requisiten. „Hier darf es nie aufgeräumt sein. Ich muss immer alles im Blick haben.“ Die kaufmännischen Dinge erledigt er in seinem Büro im Elternhaus in Möhringen.

Harte Arbeit auf der Bühne

Frack setzt sich auf eine Metallkiste und berichtet, wie er in Peking Weltmeister der Großillusion wurde. „Mein früherer Lehrer Eberhard Riese sprach mich während einer Autofahrt an, ob ich mich nicht bewerben möchte“, erinnert sich Frack. Eigentlich wollte er nicht mit all seinen schweren Requisiten nach Peking reisen. Doch Riese ermunterte ihn. Es war der letzte Tag der Anmeldefrist. „Ich rief um 23.30 Uhr den Präsidenten des Magischen Zirkels an und meldete mich an.“ Er und seine Assistentin Cindy Keller reisten nach Peking und gewannen mit einer Show, bei der er kleine Kästen in ein Metallrad schiebt, aus denen später Keller entsteigt. Einige Jury-Mitglieder seien völlig verblüfft gewesen.

Trotz des Ruhms ist es für Frack harte Arbeit, auf der Bühne zu stehen. „Ich habe die ganze Choreografie im Kopf. Während der zwei Stunden Show muss ich hoch konzentriert sein.“ Von einer Idee bis zur Premiere vergehen etwa drei Jahre. Immer wieder perfektioniert er die Show bis alles stimmt.

Eine junge Frau betritt die Halle. Cindy Keller will mit Frack an neuen Tricks arbeiten. Bald wird der Magier dafür Requisiten bauen, die in einigen Jahren auf den Showbühnen der Welt stehen.