Die Kritiker von Stuttgart 21 wollen die Mahnwache fortführen, bis die realistischen Kosten der Neubaustrecke veröffentlicht werden.

Stuttgart - Die Türen am Nordflügel des Hauptbahnhofs sind verrammelt, vor dem Gebäude patroulliert der private Sicherheitsdienst der Bahn. Die Polizei ist stets in Sichtweite präsent. Auf dem Vordach stehen Leitern, auf einem Fensterbrett liegt eine Tüte, Reste von Girlanden hängen herab. Aus dem Gebäude dringt Baulärm nach draussen. Nach der Räumung des besetzen Nordflügels durch die Polizei ist es ruhig geworden am Nordflügel des Hauptbahnhofs.

Auch der Pavillon der Mahnwache ist nicht mehr an seinem gewohnten Platz. Auflagen der Stadt haben einen Umzug notwendig gemacht. Statt direkt an der Wand steht der Pavillon nun gegenüber neben der Treppe zur S-Bahn. Auf einer Fläche von fünf auf fünf Metern dürfen die Parkschützer sich ausbreiten. "Wir bedanken uns beim Ordnungsamt, jetzt sind wir für Passanten besser sichtbar", freut sich der Pressesprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann.

Parkschützer trauen Berechnungen nicht


Die Parkschützer trauen den nun veröffentlichten Zahlen zur Neubaustrecke Wendlingen-Ulm nicht. "Es ist uns nicht klar, warum Wendlingen-Ulm bei vergleichbarer Geologie deutlich billiger sein soll als das Projekt Nürnberg-Ingolstadt. Rechnet man die Kosten hoch, so kommt man auf über vier Milliarden für die geplante Neubaustrecke", rechnet von Herrmann vor. "Interessant ist auch, dass der Bund nicht bei der Pressekonferenz dabei war. Wenn Bahn und Land einhellig betonen, keine weiteren Kostensteigerungen mittragen zu wollen und der Bund selbst bei den Schwächsten der Gesellschaft spart, woher soll dann das Geld kommen", wundert er sich.

Die Mahnwache gegen Stuttgart 21 soll solange weitergehen, bis die "realistischen Zahlen" (Herrmann) auf den Tisch kommen. Auch weiterhin kann man die Parkschützer und Gegner von Stuttgart 21 rund um die Uhr am Pavillon der Mahnwache gegenüber dem Nordausgang des Hauptbahnhofs treffen.