Der Maille-Spielplatz hat zumindest den Geschmack der Erwachsenen getroffen. Zur Eröffnung ist das Gelände mit einem Preis ausgezeichnet worden.

Esslingen - Der südafrikanische Webervogel baut kugelrunde Nester aus abgezwickten Aststückchen. Wenn er den Geschmack der Auserwählten nicht auf Anhieb trifft, dann beginnt er noch einmal von vorn – so lange, bis die Vogelfrau zufrieden ist. In der Esslinger Maille hat ein Versuch genügt: Die kugelrunden, nestartigen Holzgebilde, die über Seile balancierend zu erreichen sind, treffen exakt den Geschmack der spielenden Kinder.

 

Das ist auch gut so. Wenn der anspruchsvolle Kletterparcours nicht deren ganze Aufmerksamkeit erfordern würde, stolperten sie womöglich über die vom Hauptsponsor, den Stadtwerken Esslingen, angebrachte Informationstafel. Darauf steht: „Mit grünes Ökostrom und grünes Bioerdgas versorgen wir die Haushalte in Esslingen und der Region.“ Richtig wäre zwar „mit grünem Ökostrom“ und „mit grünem Bioerdgas“, aber da ließe sich das farblich und typographisch abgesetzte „ES“ für Esslingen eben nicht auch noch unterbringen.

Bewegungsaufforderung für Stadtkinder

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b der naheliegenden Waisenhofschule haben sich nicht auf den Weg in die Maille gemacht, um korrektes Deutsch zu lernen. „Für uns ist der neue Spielplatz ideal. Wir nutzen ihn im Fach Bewegung, Spiel- und Sport, für das uns die Stadt ohnehin nicht genügend Hallenzeit zur Verfügung stellt“, sagt die Klassenlehrerin Susanne Arndt. Die Balancierseile und das in gut drei Metern angebrachte Nest seien eine Bewegungsaufforderung und -herausforderung für die Stadtkinder – und das nicht nur motorisch, sondern auch pädagogisch. „Es ist wichtig, dass die Kinder lernen, sich etwas zuzutrauen“, sagt die Lehrerin, die den wöchentlichen Ausflug auf den neuen Maille-Spielplatz deshalb gerne unter das Motto „Mut tut gut“ stellt.

Innovative Bewegungslandschaft

Auch wenn es angesichts der wagemutig hangelnden Kinder unwahrscheinlich klingt: allzu viel Mut hat die Stadtverwaltung bei der Konzeption des Spielplatzes nicht aufbringen müssen. „Alle Spielgeräte erfüllen die DIN-Normen“, sagt Burkhard Nolte, der Leiter des federführenden Grünflächenamts. Um nicht nur rechtlich, sondern auch inhaltlich auf der sicheren Seite zu sein, haben die Kinder ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Spielgeräte gehabt. „Wir haben die Kinder vor Ort mit dem Angebot der Firma zusammengebracht. Das Unternehmen hat dann die Ideen mitgenommen und sie umgesetzt“, sagt Nolte. Die Umwandlung des alten Maille-Spielplatzes in eine innovative Bewegungslandschaft ist der Stadt 110 000 Euro wert gewesen. Einen Preis hat sie dafür auch schon bekommen: Bei einem von einem Brause-Hersteller in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem Tüv Rheinland bundesweit ausgelobten Online-Wettbewerb ist der achte Platz herausgesprungen – und ein 5000-Euro-Sanierungszuschuss.