Russland droht Litauen wegen Kaliningrad. Was die kleine Exklave für das Riesenreich bedeutet – und welche Verbindung sie zu Deutschland hat.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Kaliningrad ist eine Insel. Zumindest dann, wenn man die Zugehörigkeit des Gebietes zu einer Nation im Blick hat. Seit 1946 gehörte der Landstrich, der in etwa so groß ist wie Schleswig-Holstein, erst zur Sowjetunion und dann zu Russland. Nirgendwo ist Russland der EU so nahe. Eingerahmt von Polen und Litauen ist die Oblast Kaliningrad gerade einmal 500 Kilometer von Berlin entfernt. Eine Grenze zu Russland gibt es nicht. Der Weg in die Exklave führt entweder über die Ostsee – oder per Bahn durch Litauen und Belarus.

 

Trennung vom Deutschen Reich durch den Vertrag von Versailles

Vor rund 100 Jahren war das Gebiet, damals unter dem Namen Königsberg, schon einmal eine Insel. Nach dem Ersten Weltkrieg trennte der Friedensvertrag von Versailles Ostpreußen durch den Polnischen Korridor vom Hauptteil des Deutschen Reichs. Bis zum 9. April 1945 war Königsberg, das den weltbekannten Klopsen ihren Namen gegeben hat, die östlichste Provinz des Deutschen Reiches. Dann gingen rund 700 Jahre deutscher Geschichte zu Ende, aus Königsberg wurde Kaliningrad.

Stalin zieht die Grenzen

Josef Stalin wollte die Provinz nicht in das besetzte Litauen eingegliedert wissen, das damals zur Sowjetunion gehörte. Der sowjetische Diktator machte die Stadt zu einem Teil der russischen Sowjetunion – weswegen Kaliningrad auch nach dem Zerfall des sowjetischen Gesamtgebildes russisch blieb. Kaliningrad war wieder eine Insel, in der knapp eine Millionen Menschen leben.

Russland betreibt in Kaliningrad einen Militärstützpunkt, die Streitkräfte haben hier schon mit dem atomwaffenfähigen Raketensystem Iskander-M einen Atomangriff simuliert. Nirgendwo ist Russland so nahe an der Nato. Zudem ist der Hafen von Kaliningrad der einzige eisfreie Hafen an der russischen Ostseeküste.