Gerhard Ziegler engagiert sich bei Manager ohne Grenzen und war für die Stiftung in Sri Lanka. Wir haben uns mit ihm getroffen und von seinen Erfahrungen im Land berichten lassen.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Vaihingen - „Ich hatte viel Glück in meinem Leben und habe viel erreicht“, sagt Gerhard Ziegler, der als Führungskraft bei Bosch Karriere gemacht hat. Mit dem Eintritt in die Rente sei der Wunsch aufgekommen, etwas Sinnvolles zu tun und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Auf der Suche nach einer Aufgabe stieß er auf die Stiftung „Manager ohne Grenzen“, die 2009 von Helene Prölß gegründet wurde. Die gemeinnützige Gesellschaft hat das Ziel, wirtschaftliches Know-how in Entwicklungsländer zu transportieren. Für den Zeitraum von vier Wochen bis drei Monaten werden ehrenamtliche Manager aus Deutschland entsandt, um kleine und mittelständische Unternehmen vor Ort zu beraten und ihnen Themen wie Planung, Strategie und Marketing näherzubringen. Die Initiative muss aber aus dem Land selbst kommen: „Die Projekte müssen sich bei uns bewerben“, erklärt Ziegler, der die Stiftung als Gesellschafter berät.

 

2015 wurde Gerhard Ziegler, der 25 Jahre lang in Vaihingen gewohnt hat und immer noch Mitglied bei den örtlichen Naturfreunden ist, sechs Wochen nach Sri Lanka entsandt. Seine Aufgabe war es, nach einer Möglichkeit zu suchen, wie man die deutschen Manager und ihre Kenntnisse noch effizienter einsetzen kann. Die Idee war, sogenannte Business Hubs zu gründen, also Zentren vor Ort, in denen einheimische Trainer ausgebildet werden, die nach dem Gießkannenprinzip ihr Wissen weitervermitteln. Das Ergebnis von Zieglers Recherche war: „Sri Lanka ist in seiner Entwicklung recht weit. Es kam aus dem Land nicht der Bedarf wie gedacht“, berichtet der 66-Jährige. Seine Arbeit war aber trotzdem nicht umsonst: Das von ihm entwickelte Konzept konnte auf andere Länder übertragen werden. Inzwischen sind drei Business Hubs in Ost- und Westafrika gegründet worden.

Kurzberatung nebenbei

Während Ziegler versuchte herauszufinden, wo die Bedürfnisse der Unternehmer in Sri Lanka liegen, kam er mit vielen Menschen ins Gespräch: Er interviewte Tuk-Tuk-Fahrer, Obsthändler, Ingwer-Farmer, Bäcker, Reifenhändler bis hin zu Inhabern größerer IT-Firmen. Kalkulationen machen, Geschäftspläne aufstellen und Bilanzen ziehen: Im Grunde habe er die gleiche Arbeit wie seinerzeit bei Bosch gemacht, nur runtergebrochen auf ein anderes Level. „Mit einem Tuk-Tuk-Fahrer kam ich ins Gespräch, der hatte keine Vorstellung davon, wann er Geld braucht für das nächste Tuk-Tuk. Er machte keine Rücklagen und hatte keinen Überblick über seine Einnahmen und Ausgaben“, erzählt Ziegler. Der Tuk-Tuk-Fahrer lud ihn nach Hause zum Tee ein, „und als Nebeneffekt bekam er eine Kurzberatung“. Ziegler erzählt auch von dem Hotelmanager, der nicht wusste, wie er seine Unterkunft besser ausgelastet bekommen könnte. Nach Zieglers Beratung nannte er sein Hotel um und meldete sich in Internetportalen an. „Jetzt ist er sehr erfolgreich“, sagt Ziegler und erzählt, dass er ihn dieses Jahr wieder besuchen will.

Denn einmal im Jahr zieht es den Rentner in das südostasiatische Land. „Ich habe mich in das Land verliebt“, sagt er. Sri Lanka biete sowohl traumhafte Strände, kühleres Hochland, karge Trockengebiete als auch tropische Regenwälder. „Es gibt eine unglaublich schöne Flora und Fauna.“ Dass es kein perfektes Land sei, mache es so interessant. Als Reiseleiter hat Ziegler Sri Lanka auch anderen Menschen näher gebracht. Er ist froh, als Manager ohne Grenzen einen intensiven Kontakt zu den Einwohnern bekommen zu haben. „Das ist ganz anders als wenn man als Tourist unterwegs ist“, sagt er. Die Menschen seien sehr offen und gastfreundlich gewesen. „Obwohl es dort nicht viele Reichtümer gibt, wirken sie sehr zufrieden“, sagt Ziegler. „Man wird sehr nachdenklich, wie der Reichtum auf der Welt verteilt ist. Was sind unsere Probleme verglichen mit ihren? Und wie ist unsere Zufriedenheit gemessen an solchen Ländern?“