Für ein Sinfoniekonzert mit Werken von Messiaen, Feldman und Schubert ist Manfred Honeck nach Stuttgart zurückgekehrt.

AlsStuttgart - Olivier Messiaen 1992 starb, feierte man den Komponisten als „allerheiligsten Konstrukteur“, als den „Mystiker der neuen Musik“. Als Messiaen seinen langen musikalischen Weg begann, sollte er, vorsichtig formuliert, Irritationen auslösen. Neben ihm gab es im Grunde keine Komponisten mehr, die ihre Energie in so hohem Maß aus ihrem Glauben bezogen. Und ganz nebenbei gab es keinen Komponisten, mit einer so eigenwilligen Sicht auf die musikalischen Dinge des Abendlandes, wie Messiaen sie pflegte.

 

All das ist bereits Messiaens frühem Orchesterwerk eingeschrieben, den Sinfonischen Meditationen mit dem Titel „L’Ascension“ (1932/33). Mit diesem musikalischen Bericht in vier Stationen über Christi Himmelfahrt begann das Staatsorchester Stuttgart sein Konzert im Beethovensaal. Am Pult stand der ehemalige Generalmusikdirektor Manfred Honeck. Er sollte sich und das Staatsorchester zu wahren Dienern dieser Musik des „allerheiligsten Konstrukteurs“ machen. Alles, die Stringenz in der Führung der melodischen Linien, die mikroskopisch fein abgewogene Dynamik, wurde aufgeboten, um den Bibelvers zu illustrieren, welcher der ersten Meditation vorangestellt ist: „Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht.“ (Johannes 17,1).

Nicht so scharf gespielt wie bei Strawinsky

So ließe sich Satz für Satz, Meditation für Meditation beschreiben, als Klanggebilde von im wahrsten Sinne Zeit-loser Schönheit. Passend auch, dass Manfred Honeck die Bläsersätze (im Übrigen brillant ausgeführt) markant aber nicht so scharf spielen ließ, als handle es sich um den Bläsersatz von Strawinskys kurz zuvor entstandener „Psalmensinfonie“. Und im wahrsten Sinne des Wortes ergreifend war es, mit welcher Konzentration Manfred Honeck den Schlussklang der vierten Meditation auf der in die Ewigkeit weisenden Zeitachse am Ende einfach stehen und vergehen ließ, symbolhaft aufgeladen.

Dramaturgisch schlüssig gedacht dann, dass Morton Feldmans „Chorus and Instruments II“ für Chor, Tuba und Röhrenglocken der Es-Dur-Messe von Franz Schubert als abstrakt klangfarblich, rein strukturell gedachtes Stück Musik vorangestellt wurde. Vor dem Hintergrund dieser Musik der Stille, entwickelten das Staatsorchester Stuttgart, der Staatsopernchor Stuttgart (Einstudierung: Winfried Maczewski) Schuberts Messe als liturgisch-dramatisches Stück Musik, dessen himmlische Längen nur dann in die rechte, will heißen, in eine sinnstiftende Klangbalance kommen, wenn die dynamische Faktur so exakt vermessen wird wie hier. Schön auch, dass die Soli von Pumeza Matshikiza, Tina Hörhold, Atalla Ayan, Daniel Kluge und Shigeo Ishino klangfarblich so gut aufeinander abgestimmt waren.

TerminDas Konzert wird am heutigen Montag um 19.30 Uhr im Beethovensaal wiederholt.