Der zweitgrößte Versorger im Land investiert kräftig in erneuerbare Energien. Geld fließt aber auch in konventionelle Kraftwerke, die weiterhin gebraucht werden.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Mannheim - Der Mannheimer Versorger MVV treibt die Energiewende voran. „Bis jetzt waren fossile Energien das Leitsystem unserer Energieversorgung, mittel- und langfristig werden es die Erneuerbaren sein“, sagte der Vorstandschef der MVV Energie AG, Georg Müller, auf der Bilanzpressekonferenz. Bereits 2009 – also lange vor den Energiewende-Beschlüssen der Regierung Merkel – habe die MVV ihre Investitionsplanung an dieser Maxime ausgerichtet. Bis 2020 sollen demnach drei Milliarden Euro in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung, Fernwärme sowie Pflege und Wartung von Anlagen und Netzen fließen. Fast zwei Drittel der dafür vorgesehenen Investitionen seien bereits getätigt oder verbindlich beschlossen worden, so Müller.

 

84 Millionen Euro flossen in den laut MVV größten süddeutschen Windpark in Kirchberg (Hunsrück), der im Frühjahr in Betrieb ging. Generell habe der Ausbau der Windenergie an Land hohe Priorität. Erst vergangene Woche hatte die MVV die Übernahme von sieben Windparks in fünf Bundesländern mit zusammen 63 Megawatt vom spanischen Energiekonzern Iberdrola bekannt gegeben. Kaufpreis: 53 Millionen Euro. Auch die Biogasproduktion baut die MVV aus. Aktuell beginnen die Bauarbeiten für die zweite Großanlage in Kroppenstedt (Sachsen-Anhalt). Um der „Vermaisung“ der Landschaft entgegenzuwirken, sollen verstärkt Reststoffe wie Rindergülle zur Biogaserzeugung eingesetzt werden.

Investiert wird aber auch konventionelle Kraftwerkskapazitäten, die wegen der schwankenden Produktion von Wind- und Solarstrom weiterhin benötigt werden. 400 Millionen Euro steckt die MVV in den neuen Block 9 des mit Steinkohle befeuerten Großkraftwerks Mannheim. Durch die gleichzeitige Fernwärmeerzeugung soll auch hier ein hoher Wirkungsgrad erreicht werden.

Gewinn ging um rund ein Fünftel zurück

Im vergangenen Geschäftsjahr 2011/12 (30. September) ging der MVV-Gewinn trotz eines Umsatzrekords um rund ein Fünftel zurück. Als Gründe nannte der Vorstandschef einen Turbinenschaden im Gemeinschaftskraftwerk Kiel, niedrige Margen in der Stromerzeugung sowie den milden Winter, der den Gas- und Wärmeabsatz drückte. Dazu kommen außerplanmäßige Abschreibungen von zehn Millionen Euro in der Sparte Energiedienstleistungen, die Unternehmen beim Energiesparen berät („Contracting“). Trotz hoher Energiepreise bleibe dieses Geschäft bisher hinter den Erwartungen.

Im laufenden Jahr erwartet Müller bei normalem Witterungsverlauf ein leichtes Umsatzplus und ein stagnierendes operatives Ergebnis. Die neuen Projekte würden sich erst in den kommenden Jahren auszahlen. „Wir können die derzeitigen Umbrüche besser verkraften als andere“, ist der MVV-Chef überzeugt. Tatsächlich wird die MVV – anders als die EnBW – nicht direkt durch den Atomausstieg belastet. Von der Politik verlangt Müller einen „verlässlichen Rahmen“. Angesichts eines Ökostromanteils von 23 Prozent sei eine stärkere Marktorientierung der Erneuerbaren unumgänglich. Der MVV-Chef könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass Erzeuger Ökostrom künftig im Rahmen von Ausschreibungen verkaufen. Er glaubt aber nicht, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor der Bundestagswahl geändert wird.