Keine drei Monate dauerte 2011 die Karriere von Stefan Mappus beim Pharmakonzern Merck. Nun wird die Legende, er sei von sich aus gegangen, von seinen Anwälten durchkreuzt: Merck habe die Vertragsauflösung verlangt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Ist Stefan Mappus wirklich aus freien Stücken beim Pharmakonzern Merck ausgeschieden? Zweifel daran gab es schon im November 2011, als der Ex-Ministerpräsident nach nicht einmal drei Monaten überraschend seinen Abschied verkündete. Noch bevor er nach einer Einarbeitungsphase wie geplant Landeschef in Brasilien werden konnte, verließ er das Unternehmen schon wieder.

 

Beide Seiten erweckten damals den Eindruck, die Initiative zu der Trennung sei von Mappus ausgegangen. Er müsse sich im Zusammenhang mit dem EnBW-Deal gegen „diffamierende Angriffe und Verleumdungen“ wehren, sagte der Ex-Politiker seinerzeit. Mit seiner „zeitlichen Inanspruchnahme“ durch die Tätigkeit für Merck, zumeist im Ausland, sei dies nicht zu vereinbaren. Seine Devise: „Ehre kommt vor Karriere.“

„Vertrag auf Verlangen von Merck beendet“

Bei Merck hieß es, Mappus habe „um Auflösung seines Vertrages zum Jahresende gebeten“. Man bedauere dies sehr und wünsche ihm beruflich alles Gute. Unternehmensintern hatte die Bestellung des Pforzheimers freilich erhebliches Rumoren ausgelöst: er habe weder Fachkenntnis noch Auslandserfahrung, wurde gemurrt. Merck-Chef Karl-Ludwig Kley stand jedoch zu Mappus – zunächst.

Nun wird die Legende vom freiwilligen Ausstieg durchkreuzt, von Mappus’ eigenen Anwälten. Nach dem Urteil des Staatsgerichtshofs, der den EnBW-Deal als Verfassungsbruch wertete, sei „auf Verlangen von Merck sein Vertrag zum Ende des Jahres 2011 beendet“ worden. So steht es klipp und klar in der Klageschrift, mit der der Ex-Premier Schadenersatz von seinen einstigen Rechtsberatern verlangt; seitdem nämlich sei er „als freiberuflicher Berater mit weit niedrigerem Einkommen tätig“.

Unternehmenssprecher schweigt heute

Auf Verlangen von Merck – Mappus wurde demnach der Stuhl vor die Tür gestellt. Dies deckt sich auch mit StZ-Informationen aus anderen Quellen. Hat der Pharmakonzern die Öffentlichkeit damals also falsch oder zumindest irreführend informiert? Auf diese Frage will das Unternehmen heute nicht mehr antworten. Die Begründung des Sprechers: „Es ist bei uns gängige Praxis, dass wir generell zu ausgeschiedenen Mitarbeitern keine Stellungnahme abgeben.“