Was ist mit Russland?
Der Sport wurde von den Russen betrogen – und er hat es sich gefallen lassen. Nur die Leichtathleten haben einen Bann verhängt, und aus meiner Sicht gibt es aktuell keinen Grund, diesen Bann wieder aufzuheben.
Wie ist die Lage in den anderen Sportarten?
Die Russen hätten von den Olympischen Spielen 2016 ausgeschlossen werden müssen. Komplett, nicht nur in der Leichtathletik. Eines hat mich vor Rio aber auch noch gestört.
Was?
Die Reaktion der anderen Athleten. Sie hätten ihre Stimme erheben müssen, Alarm schlagen, sich wehren. Die Athleten sind in diesem ganzen System eine Macht. Doch sie nützen diese Stärke viel zu wenig.
Was muss im Kampf gegen Doping noch passieren?
Die Welt-Anti-Doping-Agentur benötigt mehr Geld – ohne dass daran Bedingungen geknüpft oder damit Abhängigkeiten verbunden sind. Aktuell wird die Wada zu einem großen Teil von den Steuerzahlern in den USA finanziert. Das kann nicht sein.
Der Etat der Wada liegt derzeit bei rund 30 Millionen Euro pro Jahr . . .
. . . nötig wären bestimmt 300 Millionen Euro.
Wo soll das Geld herkommen?
Ich würde die Länder beteiligen, abhängig von ihrem sportlichen Erfolg. Wer im Olympia-Medaillenspiegel vorne liegt, zahlt zehn Millionen Euro, der Zehnte noch eine Million. Das wäre doch ein tolles Zeichen: Je erfolgreicher eine Nation ist, umso mehr finanziert sie den Kampf gegen Doping.
Und dann?
Ich bin der Überzeugung, dass Doping bekämpft werden kann – wenn der Wille vorhanden und genug Geld da ist.
Wie?
Viele Medikamente sind vergleichsweise leicht zu finden, also würden mehr Kontrollen helfen. Dazu müsste man wesentlich mehr Geld in die Forschung und Entwicklung neuer Testverfahren stecken, der Blutpass müsste viel mehr gepflegt werden. Man sollte die Labore besser überwachen und harte Sanktionen aussprechen, wenn die Nationalen Anti-Doping-Agenturen ihren Job nicht richtig machen. Passiert das alles, sind wir nicht nur einen Schritt weiter.