Was ist ein Faulschlamm-Filterkuchen? Dieser und vielen anderen Fragen gingen die Freien Wähler nach.

Andreas Knie, seit 1997 Betriebsleiter, und Uwe Kugler, Verbandsgeschäftsführer des Gruppenklärwerks, empfingen Mitglieder der FW-Fraktionen aus Marbach und Erdmannhausen herzlich. Sachkundig geführt von Andreas Knie folgte die Gruppe dem Weg des verunreinigten Wassers bis zur Ausleitung in die Murr.

 

Der Zweckverband Gruppenklärwerk Häldenmühle wurde einst 1964 gegründet, um die Kläraufgaben der Kommunen zu bündeln und Synergieeffekte zu nutzen, erzählte Knie. In den sechziger Jahren mussten die Bauherren hier, am topographisch tiefsten Punkt des Murrtals, eine Hochwasserschutzmauer bauen und das Flussbett der Murr verlegen, um die Anlage erstellen zu können. Im Schwemmlandgebiet der Murr müssen damals wie heute alle Bauwerke der Kläranlageauf etwa7 Meter hohen Betonpfeilern, die bis zum Fels hinunterreichen, errichtet werden. Dieser Umstand erkläre u.a. die teils etwas höheren Baukosten auf diesem Gelände.

Das Abwasser verläuft vom Wohngebiet durch ein weit verzweigtes Kanalisationssystem, passiert die 35 unterirdischen Regenüberlaufbecken der Kommunen und landet dann an den 4 Förderschnecken, die das Wasser mitsamt seinem feststofflichen Inhalt bis auf fast sechs Meter Höhe anheben. Von dort aus durchläuft es drei mechanische Reinigungsstationen. Zwei Rechen mit unterschiedlichem Stababstand entnehmen dem Wasser grobe Bestandteile z.B. Hygieneartikel und andere Feststoffe. Das Rechengut wird gewaschen, getrocknet und als Pressballen Müllheizkraftwerken zugeführt. Langsam fließt das Wasser nun durch den sogenannten Sandfang, in dem sich schwere mineralische Stoffe absetzen und anschließend vom Beckengrund abgesaugt werden. Dieser Sand wird meist in Kompostieranlagen mit Kompost vermischt. Er wird z.B. zur Rekultivierung von Abraumhalden verwendet. Im anschließenden sogenannten Vorklärbecken werden leichte und schwerere Stoffe getrennt. Auf der Wasseroberfläche befinden sich Fette und Öle, unten setzen sich Fäkalstoffe ab. Beides wird dem Wasser entnommen und den Faultürmen zugeführt. Im Belebungsbecken wird dann der trüben Brühe Luft beigemengt, so dass nachwachsende Bakterien im bewegten Wasser ihre Arbeit optimal verrichten können (biol. Reinigung). Das Abwasser wird hier weitgehend von Kohlenstoff und Stickstoff gereinigt. In einem weiteren Schritt wird dem Wasser das Element Phosphor entnommen (chem. Reinigung). Im Nachklärbecken werden dann die Bakterien durch Absetzen vom gereinigten Abwasser getrennt und am Beckengrund durch Räumvorrichtungen abgeschöpft. Nun ist klares, gereinigtes Wasser entstanden, das getestet in die Murr eingeleitet wird.

Die kalten Schlämme, welche durch den Klärprozess anfallen, werden auf 37 Grad erwärmt bevor sie in den 1974 gebauten Faulturm gepumpt werden, in dem sie 30 Tage verbleiben. Dabei entsteht durch biochemische Prozesse vor allem Methan. Dieses Gas wird im auf dem Gelände befindlichen Blockheizkraftwerk zur Gewinnung von Strom und auch Wärme genutzt. Die Wärme wird zum Beheizen des Faulturms verwendet. So arbeitet die Kläranlage äußerst wirtschaftlich. Was den Faulturm verlässt ist hygienisiert und wird mittels Filterpressen entwässert. Pro Jahr fahren 120 mit „Filterkuchen“ beladene Laster zu Trocknungsanlagen, wo sie bis auf 5% Restfeuchte getrocknet werden. Das Ergebnis ist dann ein mit Braunkohle vergleichbarer Brennstoff, der überwiegend in Zementwerken verbrannt wird. Bald wird dem alten, in die Jahre gekommenen Faulturm ein Neuer zur Seite gestellt sein.

9 äußerst engagierte Mitarbeiter und Milliarden von eifrigen Bakterien arbeiten in der Häldenmühle als eingespieltes Team zum Wohle der ans Klärwerk angeschlossenen Bevölkerung. Dank stetiger Sanierung und Modernisierung gelingt es den Mitarbeitern erfreulicherweise, die Kosten für die Abwasserreinigung annähernd konstant zu halten.

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