Er ist Mediziner, steht auf Punk und hat vor Jahren in Österreich die Bierpartei gegründet. Aus dem anfänglichen Spaß wurde inzwischen Ernst. Diesen Samstag, 6. April, tritt Marco Poco im Renitenztheater auf.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Vor Kurzem stand er mit seiner Band Turbobier im Wizemann auf der Bühne. Diesen Samstag gastiert Marco Pogo aus Wien als „Geschichtldrucker“ in Stuttgart.

 

Marco Pogo, als Deutscher verbindet man Österreich mit dem Heurigen. Wie kommt man dazu, in Österreich eine Bierpartei zu gründen?

Ob Sie es glauben oder nicht: Österreich ist auch ein Land des Bieres. Ich habe 2015 einen Song für meine Band Turbobier mit dem Titel „Bierpartei“ geschrieben. Daraus ist inzwischen ein durchaus ernst zu nehmendes Projekt geworden. Ist doch schön, wenn sich die Dinge entwickeln.

Derzeit sind Sie ohne Band solo unterwegs mit Ihrem Programm „Gschichtldrucker“. Was ist ein Gschichtldrucker?

Ein Gschichtldrucker ist einer, der übertriebene, manchmal auch bewusst mit Unwahrheiten gespickte Geschichten erzählt. Er druckt den Menschen seine Version von Geschichten auf. Bei einem stadtbekannten Gschichtldrucker weiß man, bevor er den Mund aufmacht, dass er flunkert.

Vor drei Wochen sind Sie in Stuttgart im Wizemann mit Band aufgetreten. Dieses Mal ganz ohne Musik?

Im Grunde ja, ich habe genug zu erzählen. Aber es kann schon sein, dass ich gegen Ende zur Gitarre greife.

Sie haben schon früh angefangen, Musik zu machen, und sind beim Punk gelandet. Warum Punk? Weil man da mit drei Akkorden klarkommt?

Da ist schon ein Funken Wahrheit dran. Mit drei Akkorden kann man ganz schön viel ausdrücken, doch ich mische schon noch ein paar mehr dazu. Aber tief in meinem Herzen bin ich nach wie vor mit dem Punk verwurzelt.

Was reizt Sie daran?

Mir gefällt seine Trivialität. Das Einfache, Geradlinige, Unverblümte. Voll auf die Zwölf – das ist schon auch meine Lebenseinstellung. Einfach die Dinge anpacken – das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.

Und so ist aus dem Arzt ein Bühnenkünstler geworden?

Vermutlich. Schon als ich im Krankenhaus gearbeitet habe, habe ich nebenher Musik gemacht. Irgendwann stand ich an einer Weggabelung – und da habe ich mich für die Musik entschieden. Aber Arzt, das will ich nicht leugnen, ist ein wunderbarer Beruf.

Wenn Ihre Tour vorbei ist, habe ich gelesen, wollen Sie sich wieder der Politik zuwenden.

Mal schauen. Ich überlege derzeit, ob ich unter meinem bürgerlichen Namen bei den Nationalratswahlen im September kandidieren soll. Die sind vergleichbar mit eurer Bundestagswahl. Wir sind da noch in einem Findungsprozess, der Ende April zum Abschluss kommen soll. Wir sind gerade dabei, fleißig Mitglieder zu sammeln.

Das wäre nicht Ihr erster Einstieg in die Politik.

Stimmt. Wir haben zwar als Satirepartei begonnen, aber als wir 2020 bei der Regionalwahl in Wien elf Mandate bekommen haben, sind wir die Sache zwar mit Spaß, aber auch ernsthaft angegangen. Ich selbst bin in meinem Heimatbezirk Bezirksrat und will da was Vernünftiges machen. Man könnte sagen, für eine Bierpartei machen wir eine nüchterne, konstruktive Arbeit.

Punker und Chef der Bierpartei

Politik
Als Dominik Wlazny wurde Marco Pogo 1986 in Wien geboren. Er ist ein österreichischer Politiker, Musiker und Kabarettist. Der studierte Mediziner ist Vorsitzender der von ihm gegründeten Bierpartei. Nach ersten Erfolgen der Partei bei der Wiener Bezirksvertretungswahl 2020 erreichte Wlazny 2022 bei der Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten den dritten Platz.

Musik
Seit 2014 ist Marco Pogo Sänger, Komponist und Konzeptionist der Punkrock-Band Turbobier, mit der er während seiner Zeit als Arzt derart erfolgreich wurde, dass er beschloss, sich ganz der Musik zu widmen. Mit seiner Band erreichte er Spitzenpositionen in den österreichischen Albumcharts. Seit 2017 ist er Inhaber des Independent-Labels Pogo’s Empire, mit dem er auch die Biermarke Turbobier vertreibt.