Am 24. August steigt in Markgröningen wieder der Schäferlauf. Weil das Leistungshüten zum 75. Mal stattfindet, steht der Herde des Stadtschäfers Edmund Wörner ein echter Weide-Marathon bevor.

Markgröningen - So schnell kann eine Woche vergehen. Die 250 Schafe des Markgröninger Stadtschäfers Edmund Wörner werden beim Schäferlauf in einen Zeitraffer geschleudert. Gleich sechsmal hintereinander müssen sie einen kompletten Tagesablauf durchmachen. Weil das Leistungshüten, mit dem der Schäferlauf stets beginnt, am 24. August zum 75. Mal stattfindet, hat die Stadt heuer extra viele Teilnehmer zugelassen. Fünf Schäfer und die Mehrfachsiegerin Ute Svensson werden sich dabei messen.

 

„Da blicken die Schafe am Schluss gar nicht mehr durch und wundern sich, wie schnell eine Woche doch vergehen kann“, sagt der Markgröninger Bürgermeister Rudolf Kürner. Um das Hütespektakel etwas aufzupeppen und vom Wetter unabhängiger zu machen, soll dieses Jahr ein Festzelt auf dem Gelände aufgestellt werden. Es soll übrigens zugleich als Herberge für die Schäfer dienen.

Vieles bleibt beim alten

Ansonsten soll sehr vieles beim Alten, bei der Tradition bleiben, bei dem Volksfest, das schon mindestens seit 1445 gefeiert wird. Freitag früh, schon um 7 Uhr: Leistungshüten an der Straße nach Asperg. Abends um 19 Uhr: erste Aufführung des Festspiels „Der treue Bartel“. Samstag früh um 9 Uhr wird der Landrat ein Gedicht zum Besten geben, dann folgt der Festzug zum Stoppelfeld, wo – als Höhepunkt – Söhne und Töchter aus Schäferfamilien auf dem Acker um die Wette laufen. Sonntags dasselbe in abgespeckter Fassung, am Montag folgt der Ausklang mit Feuerwerk.

Doch halt! Es gibt beim Schäferlauf auch Traditionsbrüche, die manchem Hüter des Altbewährten missfallen. So hat der neue Festspielleiter Matthias Eckert es im vergangenen Jahr gewagt, ein Lied aus dem kleinen musikalisch aufgemotzten Stück zu streichen. „Ich habe das alte Blut-und-Boden-Lied der Landsknechte ersetzt“, sagt Eckert. Verse wie „Brüder, Brüder, wir müssen ziehen in den Krieg“ oder „Vom Barette schwankt die Feder“, werden beim Festspiel nicht mehr gesungen. Aber: „Wenn man alte Zöpfe abschneidet, dann gibt es auch Kritiker“, sagt Matthias Eckert aus eigener Erfahrung.

Traditionalisten singen alte Volkslieder

Denn kaum war die Traditionskiste ausgemistet, meldete sich eine neue Gruppe zum Festzug an: die Landsknechte. Die traditionsbewusste Vereinigung hat zwölf Mitglieder und will die Lücke stopfen, die Eckert gerissen hat. „Erhalt und Pflege alter Volkslieder“ hat sich die Gruppe auf die Fahnen geschrieben, die auf eine Initiative des Bürgervereins und des ehemaligen Schäferlaufsprechers Manfred Frank zurückgeht. Eckert sieht die Gegenbewegung gelassen: „Das ist keine Konkurrenzveranstaltung, sondern eine Ergänzung. Die Gruppe hat meine volle Unterstützung.“

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Vorbote –
Auch in diesem Jahr hat der Markgröninger Schäferlauf einen musikalischen Vorboten: das internationale Musikfest des Musikvereins Stadtkapelle Markgröningen findet von 17. bis 20. August statt. Dieses Jahr gastieren der Eisenbahner Musikverein aus Salzburg und die Banda Monte Grappa aus Italien. Näheres zum Programm im Internet: www.internationales-musikfest.de.

Anreise
– Weil beim Schäferlauf alljährlich alles Kopf steht und viele Straßen gesperrt sind, empfiehlt sich eine Anreise per Bus und Bahn. Am Samstag und Sonntag fahren Shuttlebusse mit Anbindung an die S-Bahn zu extra günstigen Preisen, zudem gibt es einen Heimbringservice am Abend bis Unter- und Oberriexingen. Auch hier findet sich Näheres im Internet unter www.markgroeningen.de.

Festzweck
– Jeder Besucher des Schäferlaufs unterstützt automatisch die Landschaftspflege und die örtliche Schafzucht. Ein Teil der Erlöse aus Eintritt, Werbeartikeln und Standgebühren fließen in den Markgröninger Schafhaltungsfonds – pro Jahr immerhin rund 15 000 Euro. Geld, das der städtischen Schafherde zugute kommt, die wiederum Steilhänge und Streuobstwiesen beweidet und pflegt.