Im Internet formiert sich zunehmend Widerstand gegen den diesjährigen Weihnachts-Werbeslogan des Elektronikhändlers Media Markt.   

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Anfangs hatte sich Melanie Zink nur geärgert über die "dumme Werbung". Doch dann hat die katholische Pastoralreferentin aus dem Erzbistum Bamberg es nicht mehr hinnehmen wollen, im Radio, Fernsehen oder an Bushaltestellen mit dem Media-Markt-Slogan "Weihnachten wird unterm Baum entschieden" belästigt zu werden. Sie antwortete mit der Facebook-Seite "Weihnachten wird in der Krippe entschieden" und trat eine Lawine los.

 

Bis Sonntag hatten 2000 Menschen die Einladung zu ihrer Gegenveranstaltung angenommen, die "überall" stattfindet. Am Dienstag waren es 5000, am Mittwoch wurde die 10.000er-Marke geknackt. Diese Resonanz überrascht die 29-Jährige. Doch ihre Kritik an dem Slogan und den Spots mit den hektischen Bescherungen hat wohl einen Nerv getroffen.

Der Elektrohändler verkehre den Sinn des Christfestes in sein Gegenteil, bemängelt Melanie Zink. Und er setze indirekt arme Menschen herab, die keine großen Geschenke machen könnten. "An Weihnachten geht es aber darum, dass Gott sich uns zuwendet - ohne Vorbedingung und Vorleistung." Zink möchte keine Spaßverderberin sein und den Kommerz im Advent auch nicht verteufeln. Geschenke gehörten dazu, doch eben nur als Symbol für die Liebe Gottes. Ihre Unterstützer in Facebook sind ganz ihrer Meinung. "Schön, dass ich mich hier ein bisschen über den Weihnachtskonsumkampf aufregen kann", schreibt einer. Und ein anderer ist froh, "dass ich nicht alleine genervt bin von dieser Werbung".

Württembergischer Rundfunkpfarrer boykottiert Media Markt

So moderat reagieren nicht alle. Der württembergische Rundfunkpfarrer Andreas Koch lässt Dampf ab. Der Slogan "bringt mich auf hundertachtzig", schimpft er. Mit verbalem Protest ist es für ihn zudem nicht getan. Der Theologe zieht die Konsequenzen, kündigt einen persönlichen Kaufboykott an und hofft auf Nachahmer.

Media Markt wiederum reagiert trotz Erfahrung mit provokanter Werbung überrascht. "Wir wollen keine religiösen Gefühle verletzen, sondern auf das Weihnachtsfest einstimmen", sagt eine Sprecherin. Vielleicht auch deshalb bleibt die Evangelische Kirche in Deutschland gelassen. Die Werbung des Unternehmens habe es nicht verdient, dass man sie durch öffentliche Missbilligung aufwerte, heißt es dort.