Was gibt es Neues, woher kommen die Nachrichten eigentlich, sind sie wahr? Damit beschäftigen sich in den nächsten Monaten viele Schüler in der Region Stuttgart.

Stuttgart - Für viele Schülerinnen und Schüler ist es das erste Mal. Von Montag an erhalten in der Region Stuttgart wieder dutzende Klassen an weiterführenden Schulen vier Wochen lang die „Stuttgarter Zeitung“. Das Projekt „Zeitung in der Grundschule“ startet eine Woche später. „Die wenigsten Kinder und Jugendlichen an unserer Schule kennen die Zeitung aus ihrem Elternhaus – weder gedruckt oder gelesen“, berichtete eine Lehrerin beim Vorbereitungstreffen für das Projekt „Zeitung in der Schule“. Deshalb sei es ihr wichtig, ihre Schüler mit einem Medium vertraut zu machen, das verlässliche Informationen liefere.

 

Lügen leicht gemacht

Im vergangenen Jahr las jeder Sechste der 12- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche eine Tageszeitung. Das ergab die Jim-Studie 2020, die das Medienverhalten Jugendlicher untersucht. Wichtigste Informationsquelle ist für diese das Internet. 98 Prozent nutzen regelmäßig ihr Smartphone, dabei spielen WhatsApp, Instagram, Youtube und Snapchat die wichtigste Rolle.

Diese sogenannten sozialen Medien haben aber auch Schattenseiten. Jeder kann über diese Kanäle Lügen und Hetze verbreiten. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, in den vier Wochen zuvor mit Hassbotschaften konfrontiert worden zu sein. Ebenso viele stießen dort auf extreme politische Ansichten und Verschwörungstheorien. Diese haben seit Beginn der Coronapandemie noch einmal deutlich zugenommen.

Medienkompetenz schützt

Auch deshalb wird Medienkompetenz immer wichtiger. „Problematisch ist, dass die Nutzer der sozialen Netzwerke in der Regel keinen Überblick über das erhalten, was in ihrer Umgebung und auf der Welt passiert, sondern vor allem Informationen, die ihre Meinungen verstärken“, erläutert die stellvertretende Chefredakteurin Anne Guhlich beim Lehrerworkshop. Das trage zur Spaltung der Gesellschaft bei. Vor wenigen Wochen machte eine ehemalige Mitarbeiterin von Facebook öffentlich, dass das Unternehmen in Kauf nimmt, jungen Menschen zu schaden. Um sich gegen Manipulationen schützen zu können, müssen junge Menschen wissen, wie die unterschiedlichen Medien arbeiten und wie sie wahre und falsche Informationen unterscheiden können.

Wie Journalisten arbeiten

Dabei nützen auch Gespräche mit seriösen Journalisten – denn diese Aufgabe gehört zu ihrem Alltag. Sie dürfen Gerüchte nicht einfach weiterverbreiten, sondern müssen die Informationen sorgfältig überprüfen. „Nur wenn eine zweite unabhängige Quelle diese bestätigt, berichten wir über brisante Themen“, sagt Guhlich. Das gilt nicht nur für die gedruckte und die elektronische Zeitung, sondern auch für die sozialen Medien, die die Zeitung ebenfalls nutzt.

Das Projekt – im Internet zu finden unter www.zisch-stz.de – dient auch der Leseförderung. Die Grundschüler erhalten während der dreiwöchigen Phase zusätzlich die Kinderzeitung. „Diese ist immer sehr interessant und begehrt in unserer Schule. Zur Wahl gab es interessante Informationen und Angebote. Vielen Dank“, schrieb eine Lehrerin.