Immer mehr Menschen leiden an chronischer Atemnot. Doch der Raucherhusten darf nicht unterschätzt werden.

Stuttgart - Morgens ist es am schlimmsten: Der Husten will einfach nicht aufhören, schleimiger Auswurf drängt aus der Lunge. Doch bald zeigt sich auch tagsüber immer häufiger die Not der Lunge. Das Treppensteigen fällt schwer, und das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, tritt immer häufiger auf. Spätestens dann ist ein Arztbesuch angeraten, denn Atemnot, Husten und Auswurf deuten auf die sogenannte chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Dieses schwere Lungenleiden ist besser bekannt als Raucherlunge. Diese Bezeichnung trifft besser zu, denn bei neun von zehn COPD-Fällen ist Rauchen die Ursache für das Leiden.

 

Die COPD ist viel weiter verbreitet als bisher angenommen: Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland sind nach Schätzungen von Experten davon betroffen. COPD ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die vierthäufigste Todesursache weltweit – mit steigender Tendenz. Bis zum Jahr 2030 wird das Lungenleiden die dritthäufigste Todesursache sein, so die Prognose der WHO. Die Krankheit habe sich mittlerweile zur Volkskrankheit entwickelt, berichtete Adrian Gillesen vom Klinikum Kassel kürzlich beim Internistenkongress in Wiesbaden.

Doch im Gegensatz zu Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird über die eher unappetitliche Krankheit wenig gesprochen. Möglicherweise ignorieren daher die Betroffenen die ersten Anzeichen. „Das A und O dieser im Grunde vermeidbaren Krankheit ist die Aufklärung“, sagte Joachim Mössner vom Universitätsklinikum Leipzig. Vor allem junge Menschen sollten über die Gefahren des Rauchens Bescheid wissen. Denn viele von ihnen beginnen schon in der Schule, das Leiden tritt aber Jahre später auf. Mädchen und Frauen sind dabei gefährdeter als die männlichen Raucher: Laut Statistik seien Frauen die sensibleren Raucher, erklärte Gillesen. Eine Frau werde im Vergleich zum Mann bei einem geringeren Zigarettenkonsum krank. Typischweise entwickle sich COPD bei Rauchern jenseits des fünften Lebensjahrzehnts. „Wenn ein Raucher unter Husten und Atemnot leidet, sollte er zum Arzt gehen“, riet der Kasseler Pneumologe. Ende des vergangenen Jahres habe man sich unter Experten auf eine neue COPD-Leitlinie geeinigt. Diese besage, dass jede bestehende und sich verschlimmernde Luftnotsymptomatik durch einen Lungenfunktionsprüfung abgeklärt werden müsse.

Erster Schritt: Sofort mit dem Rauchen aufhören

Die COPD hat viele Facetten: Bei manchen Patienten sind vor allem die Bronchien betroffen. Die Betroffenen husten ständig und sondern Schleim ab. „Etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten, die an einer chronischen Bronchitis leiden, entwickeln bei fortgesetztem Rauchen eine COPD“, sagte Gillesen. Bei anderen Menschen ist das Lungengewebe betroffen. Sie entwickeln ein sogenanntes Lungenemphysem. Durch den Rauch der Zigarette oder andere Schadstoffe entzündet sich das Gewebe, die Luft kann nicht mehr entweichen. Sie sammelt sich in den Lungenbläschen, dadurch bläht sich die Lunge auf. Die Luftwege werden auf Dauer verengt, und schließlich wird das Lungengewebe zerstört – und damit auch das Herz geschwächt. Wird das Fortschreiten der Krankheit nicht rechtzeitig bemerkt, werden die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies kann schließlich mit dem Tod enden.

Die COPD ist nicht heilbar, sie kann aber aufgehalten werden. Erste und wichtigste Therapie: sofort mit dem Rauchen aufhören. Schließlich gibt es auch noch eine Reihe von Medikamenten, die den Betroffenen Linderung verschaffen. Diese werden meist inhaliert und erweitern die Bronchien. Patienten in fortgeschrittenem Stadium hilft man meist mit einer Sauerstofftherapie.