Fast zehn Milliarden Euro kostet ZF der Kauf von TRW in den USA. Banken finanzieren das Geschäft. ZF verspricht, dass die Schulden wieder abgebaut werden.
Stuttgart - Der Zulieferer ZF Friedrichshafen hat von der Citigroup und der Deutschen Bank Zusagen für die Finanzierung der Übernahme von TRW mit Sitz in Livonia/Michigan in den USA erhalten. Dies sagte Vorstandschef Stefan Sommer bei der Erläuterung der Einzelheiten des Megadeals, der ein Volumen von 12,4 Milliarden Dollar (9,6 Milliarden Euro) hat. ZF, so sagte er, bleibe seiner konservativen Finanzpolitik verpflichtet. Sommer geht davon aus, dass das neue Unternehmen so stark wächst und so viel Gewinn einfährt, dass der Verschuldungsgrad in den kommenden Jahren wieder erheblich reduziert werden kann. Ob und in welchem Umfang ZF Eigenmittel einsetzt, ist bei der Telefonkonferenz offen geblieben. Ende April hatten die Deutschen 1,9 Milliarden Euro Guthaben auf dem Bankkonto. Sommer und Finanzchef Konstantin Sauer präzisierten nur, dass die Bankkredite eine Zwischenfinanzierung seien, die innerhalb von sechs Monaten durch die Ausgabe von Anleihen abgelöst werde.
ZF ist ein Stiftungsunternehmen, das sich letztlich nur durch das Einbehalten von Gewinnen Eigenkapital beschaffen kann. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt, dass für die Friedrichshafener künftig kein Weg an der Ausgabe von Aktien vorbeiführt. Dies sagte er der Stuttgarter Zeitung. ZF will den TRW-Aktionären eine Barabfindung von 105,60 Dollar zahlen und das Unternehmen nach einer erfolgreichen Übernahme von der Börse nehmen. Voraussetzung dafür, dass der Deal zustande kommt, ist unter anderem, dass 50 Prozent der TRW-Aktionäre das ZF-Angebot annehmen. Die Aktie von TRW notierte am Montagnachmittag bei 103,00 Dollar und damit unter dem Kurs vom Freitag.
Mit dem TRW-Erwerb entsteht ein Unternehmen, das zu den weltgrößten Automobilzulieferern gehört und mit 138 000 Beschäftigten einen Umsatz von 30 Milliarden Euro (41 Milliarden Dollar) erzielt. Der Hauptsitz von ZF wird weiterhin Friedrichshafen sein; TRW wird nach den Planungen als eigene Einheit in den Konzern einbezogen. Integrationsteams, die mit Beschäftigten von ZF und TRW besetzt werden, erhalten den Auftrag, für das Zusammenwachsen der Teile zu sorgen. Da ZF mit der Übernahme auf Wachstum setzt, spielen Rationalisierungseffekte nur eine untergeordnete Rolle. Die Vorteile der neuen Größe sollen aber zum Beispiel beim Einkauf zur Geltung gebracht werden.
Sommer sagte bei der Telefonkonferenz mit Bezug auf ZF: „Wir werden unsere Kultur erhalten.“ Im Vorfeld der Übernahme ist immer wieder bezweifelt worden, dass der deutsche Betrieb mit seiner Tradition als Stiftungsunternehmen und der stark vom Kapitalmarkt geprägte US-Zulieferer zusammenpassen. Sommer bestritt, dass es solche klaren und unterschiedlich geprägten Kulturen gibt. Er verwies darauf, dass sich sowohl ZF als auch TRW über die Jahre hinweg durch zahlreiche Übernahmen immer wieder verändert hätten. Der ZF-Chef sprach von einer Akquisition im Geiste einer Partnerschaft; es handele sich nicht um eine unfreundliche Übernahme, sagte er. Sommer: „Wir freuen uns, die Mitarbeiter von TRW willkommen zu heißen.“
Durch den Zusammenschluss entsteht ein Konzern, der etwa die Hälfte des Umsatzes in Europa und die andere Hälfte in Nordamerika, Asien/Pazifik und dem Rest der Welt erwirtschaftet. Deutsche und Amerikaner ergänzen sich ohne größere Überschneidungen bei den Produkten. Auch die Kundenstruktur passt zueinander. TRW verbucht einen großen Teil seiner Erlöse auf dem Massenmarkt und hat enge Beziehungen zu den maßgeblichen Volumenherstellern in den USA und Europa. Auch die Kundenbasis von ZF ist breit, aber die Stärke des Autozulieferers vom Bodensee liegt im Geschäft mit den Herstellern von Oberklassefahrzeugen.
Entsprechend lobten alle Beteiligten die neue Allianz. „Wir schätzen ZF seit langem als ein in unserer Branche sehr erfolgreiches Unternehmen mit ähnlichen Wertvorstellungen und vergleichbarer Ausrichtung auf Innovation“, sagte TRW-Chef John Plant, der Vorteile für sämtliche Beteiligten sieht. „TRW fügt sich hervorragend in unsere langfristige Strategie ein“, stellte Stefan Sommer fest.