Mehr Erfolg mit ETFs Fondsmanager scheitern am Vergleichsindex

Die Erfolgsquote von Fondsmanagern ist bescheiden – der Großteil liefert schwächere Renditen als der Gesamtmarkt. Foto: imago/Steinach/Sascha Steinach

Sind aktiv verwaltete Fonds ihr Geld wert oder sollte man lieber in ETFs investieren? Eine neue Studie kommt zu einem klaren Ergebnis.

Investmentfondsmanager sollen mit ausgeklügelten Anlagestrategien und der Möglichkeit, schnell auf Marktlagen zu reagieren, überdurchschnittlich hohe Renditen bei der Verwaltung von Kundengeldern erzielen. Allerdings gelang dies auch im vergangenen Jahr nur sehr wenigen von ihnen, wie eine Analyse des Finanzdienstleisters S&P Dow Jones Indices zeigt. Wieder einmal schnitten Anleger mit passiven Indexfonds – sogenannten Exchange Traded Funds (ETFs) – in der Regel besser ab.

 

Für Aktienanleger war das vergangene Jahr höchst erfreulich – über fast alle Indizes hinweg gab es satte Kursgewinne. Wer mit seinem Portfolio kein ganz großes Pech hatte, dürfte beim großen Aktien-Comeback nach dem Börsenhorrorjahr 2022 attraktive Renditen erzielt haben. Der Dax schaffte mit einem Plus von mehr als 20 Prozent seine zweitbeste Performance der vergangenen 20 Jahre. Wie schlugen sich Manager aktiv verwalteter Aktienfonds – die im Schnitt deutlich teurer sind als ETFs – im Börsenboom?

84 Prozent schwächer als der Gesamtmarkt

Eine neue Studie von Analysten des US-Finanzriesen S&P Global kommt zu dem Ergebnis, dass 84 Prozent der globalen Aktienfonds in Euro, die aktiv verwaltet werden, schwächere Renditen ablieferten als der Gesamtmarkt. Passive Anlageprodukte wären also in den meisten Fällen besser gewesen.

Für hoch bezahlte Fondsmanager, deren Unternehmen mit dem Versprechen überlegener Performance um Investorengelder buhlen, ist die mickrige Erfolgsquote unangenehm. Was lief bei ihnen falsch?

„Es ist fair zu sagen, dass Manager aktiver Fonds ihre Fähigkeiten 2023 bei der Titelauswahl und beim Timing hätten zeigen können, da die Märkte von verschiedenen einzelnen Faktoren getrieben wurden“, sagt Detlef Glow vom Analysehaus Lipper. Von ruhigem Fahrwasser an den Börsen konnte angesichts geopolitischer Krisenherde wie dem Krieg in der Ukraine, zwischenzeitlichen Problemen im Bankensektor, Ungewissheit bei Zinsentwicklung und Inflation sowie konjunktureller Dämpfer in großen Wirtschaftsräumen wie China und Europa in der Tat keine Rede sein.

Gerade bei Finanzmarktstress und Turbulenzen können Fondsmanager ihre Stärken gut ausspielen, sollte man meinen. Allerdings gab es 2023 auch Faktoren, die den Profis die Arbeit erschwerten. So stand hinter der Aktienrallye lange Zeit kein marktbreiter Aufwärtstrend, sondern eine Reihe weniger Tech-Konzerne, die vom Hype um Künstliche Intelligenz profitierten. Für aktive Fonds kann das eine Hürde sein, da sie oft Quoten zur Risikostreuung erfüllen müssen und deshalb nicht so konzentriert auf einzelne Aktien setzen.

Langzeitbilanz noch schlechter

Allerdings war das vergleichsweise schwache Abschneiden der Fondsmanager im vergangenen Jahr kein Ausreißer – im Gegenteil. Tatsächlich schlugen sich die Finanzprofis 2023 – für ihre Verhältnisse – sogar noch relativ gut. In der Langzeitbetrachtung wird es nämlich erst richtig blamabel: Der Auswertung von S&P zufolge schnitten fast 98 Prozent der in Europa zugelassenen globalen Aktienfonds in den vergangenen zehn Jahren schlechter ab als ihr Vergleichsindex.

Die Statistik macht deutlich, dass man bei der Auswahl aktiver Fonds langfristig eigentlich kaum richtig liegen kann. Selbst wenn die Produkte den Markt schlagen, handelt es sich meist lediglich um vorübergehende Erfolgssträhnen. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die ETF-Branche seit der Jahrtausendwende, als die ersten Indexprodukte in Europa lanciert wurden, einen steilen Aufstieg verzeichnet. Laut Daten von Lipper erreichten die verwalteten Kundengelder der europäischen ETF-Industrie Ende des vergangenen Jahres ein Rekordhoch bei rund 1,6 Billionen Euro.

Der steile Aufstieg der ETF-Branche Foto: Lipper/Locke

Jedoch gibt es für Anleger auch bei Indexfonds einiges zu beachten. Während unabhängige Finanzberater meist ETFs auf große Aktienindizes empfehlen, um Klumpenrisiken zu vermeiden, werden zunehmend branchen-, sektoren- und themenbezogene Produkte aufgelegt. Hier gibt es jedoch auch viel Wildwuchs,sodass Vorsicht geboten ist. Nischen-ETFs haben mit breit gestreuten Indexfonds mitunter nicht mehr viel gemein.

Je nach Börsentrend stechen immer wieder spezielle ETFs aus der Masse heraus – zumindest zeitweise. So waren im ersten Quartal laut des Analysehauses Morningstar drei ETFs mit Fokus auf die Chipindustrie und einer mit Schwerpunkt Rüstung unter den fünf Fonds mit der stärksten Performance. Das Problem bei solchen Überfliegern: Ihre Rallye hat oft bereits den Höhepunkt überschritten, wenn sie Aufsehen erregt. Für den Einstieg ist es dann häufig schon zu spät.

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