Wie sehr das Erscheinungsbild der First Ladys zur Außenwirkung beiträgt, zeigt das Negativbeispiel Melania Trump. Sie sorgt mit ihrer Kleiderwahl oft für einen Skandal. Aber es gibt auch Lichtblicke.

Stuttgart - Melania Trump hat bei der Wahl ihrer Outfits oft danebengegriffen. Ein Schleier im Vatikan, der Verzicht auf ein Kopftuch in Saudi-Arabien, ein Parka mit der Aufschrift „I really don’t care, do you?“ beim Besuch eines Flüchtlingslagers an der US-mexikanischen Grenze oder unlängst während ihrer ersten Solo-Auslandsreise nach Afrika: Koloniallook mit Tropenhut und Schlangenlederschuhen. Nachlässigkeit, Ignoranz oder Absicht, fragen sich Beobachter schon lange.Melania und ihre Sprecher verweisen stattdessen darauf, die Menschen mögen sich doch bitte darauf konzentrieren, was sie tue, und nicht darauf, was sie anziehe.

 

Michelle Obama vermittelte Nahbarkeit und ein Gespür für Avantgarde

So naiv kann jemand eigentlich nicht sein, der sich so offensichtlich um sein Äußeres bemüht wie Ex-Model Melania Trump. Schließlich steht sie in einer langen Tradition von First Ladies, die mit ihrem individuellen Stil zur Wirkungsmacht des Weißen Hauses beigetragen haben. Es kann ihr nicht entgangen sein, wie sehr beispielsweise ihre Vorgängerin Michelle Obama durch ihren Stil eine Haltung ausgedrückt hat. Deren Garderobe reichte von bezahlbaren Kleidern wie von der Marke J. Crew bis zu Stücken aufstrebender Designer wie Jason Wu und Prabal Gurung. Obama vermittelte so Nahbarkeit und ein Gespür für Avantgarde.

Melania Trump signalisiert einen Hang zum Luxus und elitäres Denken

Auch Melania Trumps Kleiderwahl ist einflussreich: Stücke wie das Delpozo-Kleid, das sie im vergangenen Jahr trug, waren sofort ausverkauft. Die Botschaft, die sie damit aussendet, ist allerdings eine vollkommen andere als die von Michelle Obama. Trump signalisiert einen Hang zum Luxus und elitäres Denken. Die Kleiderwahl der First Ladies sendet subtile oder weniger subtile Botschaften aus – je nach Kultur werden diese unterschiedlich aufgenommen. Die Mode ist für sie, die sich meistens nicht allzu häufig verbal äußern, eine Form, um sich auszudrücken – sei es durch das Tragen lokaler oder internationaler Designer, kostspieliger oder erschwinglicher Marken oder durch die Art, einem Land Respekt zu zollen (Stichwort Kopftuch) – oder eben nicht. Jacqueline Kennedy aber bleibt bis heute der Maßstab, wenn es um die Garderobe der Präsidenten-Gattinnen geht.