Herr Weindorfer, wie aufgeregt sind Sie vor dem ganz anderen Mercedes-Cup im Jahr 2021?
Die Voraussetzungen für dieses Turnier waren schwierig. Wegen Corona waren die Auflagen für uns schon sehr extrem, und sie sind es immer noch. Jetzt sind wir aber froh, dass die Situation mit der Pandemie ein bisschen besser geworden ist.
Wie viele Menschen werden auf der Weissenhof-Anlage unterwegs sein?
Bis vor Kurzem durften wir nur 100 Personen pro Tag auf die Anlage lassen, was erst einmal ernüchternd war, denn dadurch könnten wir nicht einmal unsere Partner und Sponsoren unterbringen. Wie es aussieht, dürfen wir nun aber 500 Personen auf der Anlage haben. Offiziell ist es aber noch nicht.
Welche Vorsichtsmaßnahmen mussten Sie treffen?
Wenn Zuschauer da sind, können die erforderlichen Abstände gewahrt werden, natürlich auch mit Masken. Wir haben unser sehr umfangreiches und bereits für Veranstaltungen durch die Städte Berlin und Köln genehmigtes Hygienekonzept nochmals verschärft, und dieses wurde so auch akzeptiert. Wir sind zwar froh über die möglichen 500 Zuschauer, aber es ist trotzdem alles eine große Herausforderung – natürlich auch wirtschaftlich.
Warten auf die Spieler aus Paris
Die Verschiebung des Grand-Slam-Turniers in Paris hat Ihnen womöglich schlaflose Nächte bereitet?
Dass sich Roland Garros in unsere Woche gelegt hat, heißt für uns, dass wir auf Spieler warten, die in Paris ausscheiden und die wir mit einer Wildcard dann noch nach Stuttgart holen können. Es ist wirklich ein sehr spezielles Jahr für uns. Aber: Mir ist es lieber, es gibt das Turnier überhaupt – auch wenn es jetzt in einem ganz kleinen Rahmen stattfindet. Die Botschaft ist: Der Mercedes-Cup ist wieder am Leben im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als er ausfiel. Ich hoffe, dass wir 2022 wieder zur absoluten Normalität zurückkehren können – mit bis zu 6000 Zuschauern.
Wie empört sind Sie noch über die Paris-Verschiebung?
Wir haben uns natürlich geärgert damals, weil es eine komplette Ausnahmesituation geschaffen hat. Aber das Leben geht weiter. Wir sind Teil der ATP und nicht Teil der Grand Slams. Und die Grand Slams können tun und lassen, was sie wollen. Die neuerliche Verlegung des Paris-Turniers hat jetzt leider Gottes uns getroffen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das Beste aus der Sache herausholen.
Haben sich die Veranstalter in Paris bei Ihnen entschuldigt?
Ich möchte da jetzt nicht ins Detail gehen, aber wir haben mit Paris bezüglich einiger TV-Verträge, die beide Turniere abbilden, eine Lösung gefunden.
Es gab ein finanzielles Entgegenkommen?
So will ich das jetzt nicht kommentieren. Aber wir haben mit Paris und der ATP einen gemeinsamen Kompromiss hinbekommen.
Es sieht nach Verlusten aus
Wie hoch werden nach dem Weissenhof-Turnier 2021 die finanziellen Verluste sein?
Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir tatsächlich von Verlusten aus. Auch wenn es natürlich Dinge gibt, die weniger kosten: So wurde die Infrastruktur hier auf dem Weissenhof nicht so aufwendig gestaltet, außerdem hat die ATP das Preisgeld um 20 Prozent reduziert. Das sind Dinge, die die Situation etwas korrigieren, aber einen Verlust nicht verhindern. Aber noch mal: Hauptsache, das Turnier findet statt.
Wie viele Spieler stehen denn auf der Meldeliste?
Die Nennliste ist fix. Allerdings steht da auch ein Alexander Zverev drauf. Wenn er allerdings in Paris in die zweite Woche geht, dann wird er nicht zu uns kommen. Wir haben trotzdem ein sehr gutes Feld und die Möglichkeit, noch Spieler aus Paris aufzunehmen, denn wir arbeiten diesmal mit fünf Wildcards. Sonst sind es immer nur drei.
Wildcards, die Sie auch an deutsche Talente verteilen?
Ja, vielleicht kann noch der eine oder andere junge deutsche Spieler dazukommen. Und etwas ist mir wichtig: Der neue Schweizer Superstar heißt Dominic Stricker, er wird von uns ganz sicher eine Wildcard bekommen – entweder für die Qualifikation oder das Hauptfeld. Er ist so etwas wie der neue Roger Federer und hat zuletzt in Genf hervorragend gespielt.
Der Ablauf ist anders
Der Turnierablauf hat sich wegen der Paris Verschiebung auch geändert?
Ja, deswegen startet unser Turnier nicht am Samstag mit der Qualifikation, sondern bewusst erst zwei Tage später. Dadurch bewahren wir uns noch den Zugang zu Spielern, die am Sonntag in Paris ausscheiden. Denn das Reglement besagt: Sobald die Qualifikation gestartet ist, darfst du keinen Akteur mehr ins Turnier nehmen.
Wer ist Ihr großes Zugpferd?
Sicher Zverev, wenn er denn spielt. Aber wir schauen auch, dass wir Stefanos Tsitsipas bekommen. Ansonsten ist die Nennliste stark. Und wenn uns Roger Federer anruft, dann haben wir natürlich auch eine Wildcard für ihn. Aber wir haben diesmal kein Budget für ein Startgeld – das müssen die Spieler wissen.
Gibt es für die wenigen Zuschauer, die kommen, ein Unterhaltungsprogramm?
Eigentlich nicht. Wir haben ja strenge Verordnungen. Es wird keine Spielerpartys geben. Es wird nur einen sehr kleinen Pressebereich geben und überwiegend Online-Pressekonferenzen mit den Spielern. Natürlich sind Verpflegungsmöglichkeiten und ein kleiner VIP-Bereich für Sponsoren und Partner vorhanden. Aber keine Verkaufsstände. Das ist bei einer so geringen Anzahl von Gästen für Händler nicht attraktiv.
Das andere Turnier
Das wird einen richtiges Weissenhof-light-Turnier in diesem Jahr.
Ja, aber ich danke allen Partnern, Turnierfans und Zuschauern für ihr großes Verständnis, dass wir diesmal nicht alle Ticketwünsche erfüllen können. Wir können ja noch nicht einmal alle schon bestehenden Wünsche wahr werden lassen. Nächstes Jahr wird das aber wieder anders sein. Ganz anders.