Die Motivation des Anrufers, der sich am Donnerstagabend bei der Polizei gemeldet hat, ist „völlig offen“. Ein politisches Motiv ist nicht ausgeschlossen – der Künstler hat sich auf Instagram zum Konflikt zwischen Türken und Kurden klar positioniert.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Am Donnerstagabend feiern rund 4500 junge Menschen in der ausverkauften MHP-Arena. Sie sind nach Ludwigsburg gekommen, um den Rapper Mero (19) zu sehen. Kurz nach Beginn des Konzerts geht bei der Rettungsleitstelle in Stuttgart ein Anruf ein: Es befinde sich ein Bombe in der Halle. Gegen 21 Uhr entscheiden Polizei und Veranstalter, das Konzert früher als geplant zu beenden. 15 Minuten später ist die Halle leer. Polizeibeamte durchkämmen die Arena, auch Spürhunde kommen zum Einsatz, sie finden aber nichts.

 

„Wenn es nur ein Scherz war, dann war es ein schlechter“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn. Grundsätzlich müsse man einen solchen Anruf immer ernst nehmen. Am Donnerstagabend hatte die Polizei noch mitgeteilt, dass „nicht von einer ernsten Bedrohungssituation auszugehen“ war. „Unsere Experten überprüfen solche Anrufe direkt, und der Wortlaut hat nicht darauf schließen lassen, dass es wirklich ernst ist“, sagt Widenhorn.

Die Strategie der Polizei geht auf

Die Polizei habe sich vor diesem Hintergrund dazu entschlossen, das Konzert nicht schlagartig abzubrechen, sondern die Halle geordnet zu räumen. Panik sollte vermieden werden. Die Strategie ging auf. Die Konzertbesucher hätten sich vorbildlich verhalten, sagte Widenhorn. „Die meisten sind wohl auch davon ausgegangen, dass das Konzert einfach zu Ende ist.“

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Die Stadt Ludwigsburg, die die Arena betreibt, lobte die Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Veranstalter Chimperator Live, der sich nicht zu dem Vorfall äußern wollte. „Das Sicherheitskonzept hat funktioniert“, sagt Susanne Jenne, Sprecherin bei der Stadt Ludwigsburg.

Sie geht wie die Polizei davon aus, dass die kommenden Veranstaltungen in der Halle in Ludwigsburg wie geplant stattfinden werden. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen gibt es nicht. An diesem Wochenende finden drei Partien der Handball- und Basketball-Bundesliga statt.

Auf Instagram erreicht der Rapper 2,5 Millionen Menschen

Die Motivation des Anrufers, der den Großeinsatz am Donnerstagabend ausgelöst hat, sei bislang „völlig offen“, sagt Peter Widenhorn. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, den Täter ausfindig zu machen, darüber kann er keine Auskunft geben. Widenhorn geht davon aus, dass der Anrufer nicht von zu Hause aus telefoniert hat. „Deshalb könnte es schwierig werden.“ Die Polizei ermittelt auch, ob die Drohung politisch motiviert war. Enes Meral alias Mero hat türkische Wurzeln, seine Eltern stammen aus der Provinz Gümüşhane im Norden des Landes. „Momentan muss man den Vorfall auch im Kontext des türkisch-syrischen Konflikts sehen“, sagt Widenhorn.

Vom 19-jährigen Rapper, der sich derzeit auf Deutschlandtour befindet, und seinem Label Groove Attack TraX war am Freitag kurzfristig keine Stellungnahme zu bekommen. Der gebürtige Rüsselsheimer hatte sich bereits in der vergangenen Woche auf seinem Instagram-Kanal, dem 2,5 Millionen Nutzer folgen, zu Wort gemeldet. „Ich bin ein ganz normaler, stolzer Türke und bin natürlich gegen den Krieg“, schrieb der Rapper. In einem kurzen Video auf der Internetplattform untermauerte er seinen Standpunkt noch einmal und sprach sich dafür aus, den Konflikt zwischen Türken und Kurden zu beenden.