Die Freilassung der inhaftierten Journalistin Mesale Tolu aus türkischer Haft könnte die Beziehungen zwischen Berlin und Ankara entkrampfen, kommentiert Susanne Güsten.

Ankara - Mit einem versöhnlichen Signal beendet die türkische Seite ein schwieriges Jahr in den Beziehungen zwischen Ankara und Berlin. Die Haftentlassung der deutschen Übersetzerin Mesale Tolu durch ein Gericht in Istanbul ist kein Zufall, sondern eine bewusst getroffene politische Entscheidung. Der Beschluss beinhaltet die unausgesprochene Versicherung, dass Ankara nach dem wüsten Streit der vergangenen Monate bestimmte Grenzen der Auseinandersetzung anerkennt. Schon die Freilassung des Berliner Menschenrechtlers Peter Steudtner im Oktober hatte die türkische Regierung mit dem ausdrücklichen Wunsch begleitet, im Verhältnis zur Bundesrepublik wieder Ruhe einkehren zu lassen. Die Freilassung Tolus soll wohl auch den von der Bundesregierung geäußerten Verdacht entkräften, wonach die türkische Seite deutsche Staatsbürger als Geiseln ins Gefängnis steckt, um die Auslieferung türkischer Regierungsgegner aus Deutschland zu erpressen.

 

Die Frage ist nun, ob die Signale der Wiederannäherung auch beim schwierigsten Streit um einen Häftling in der Türkei weitergehen: Der deutsch-türkische Reporter Deniz Yücel sitzt seit Februar ohne Anklage in Haft. Am Ende eines katastrophalen Jahres für die deutsch-türkischen Beziehungen gibt es zumindest die Hoffnung, dass die Abwärtsspirale gestoppt ist.