Die Messebetreiber haben in Herrenberg-Gültstein ihr neues Domizil bezogen. Sie planen neue Formate und suchen nach weiteren Veranstaltungsorten. Der Publikumsrenner Grill & Barbecue hat bereits in Offenburg stattgefunden. Auch die Kunstfreunde sollen noch mehr beglückt werden.

Sindelfingen - Ralph Hohenstein zeigt auf eine Wiese am neuen Standort der Messe Sindelfingen, wo sich auch seine Firma Comcut befindet. „Diese 2500 Quadratmeter habe ich mir reservieren lassen“, sagt der Sindelfinger Messechef. Im September des vorigen Jahres nahm der 55-Jährige sein neues Firmengebäude in Herrenberg-Gültstein in Betrieb, in das er mehr als zwei Millionen Euro investierte. Die Mitarbeiter verfügen nun über rund 750 Quadratmeter zusätzliche Bürofläche, die Beschäftigten der Messebaufirma Comcut haben endlich genügend Platz. Und wenn das Geschäft weiter so gut läuft, kann am Gültsteiner Standort künftig noch erweitert werden.

 

Speisen und Mode aus Italien

Die Bilanzen der Messefirma und des Dienstleisters Comcut sprechen dafür. Abzüglich der Personalkosten inklusive seines eigenen Salärs machte Hohenstein im vergangenen Jahr unter dem Strich insgesamt noch einen Gewinn. Zwar kein großes Plus, aber immerhin 50 000 Euro – berücksichtigt ist darin bereits der Aufwand für den Gültsteiner Neubau.

Dort wird so intensiv wie nie an neuen Formaten getüftelt. Mit einem Umsatz von zuletzt 4,4 Millionen Euro sehen die Messemacher Luft nach oben. Eine Neuigkeit ist offiziell: Sindelfingen wird im nächsten Jahr Schauplatz von Deutschlands erster großer Italien-Messe. Geplant ist eine Liebeserklärung an das Sehnsuchtsland: Serviert und präsentiert werden Speisen, Mode, Design, Kunsthandwerk und Fahrzeuge. Zudem sind Italien-Reisen, Ferienimmobilien und Sprachkurse im Angebot. „Wir sind in der wirtschaftsstarken Region prädestiniert für das Dolce Vita“, meint der Messechef.

Kunstmesse in Wiesbaden

Als Erfolgsschlager hat sich zuletzt die Grillmesse erwiesen – sie findet nun auch in Offenburg statt. Weitere Veranstaltungsorte für die größte Kunstmesse weit und breit, die ARTe, haben die Hohenstein & Co. bereits im Visier. Sie expandiert zunächst nach Wiesbaden. Die Messehalle in Sindelfingen auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern ist oft rappelvoll und bisweilen zu klein geworden.

Sindelfingen konnte sich gegenüber der großen Stuttgarter Messe nicht nur behaupten – die Konkurrenten aus der Landeshauptstadt blicken mitunter neidvoll auf die kleinen Nachbarn. Die Internationale Briefmarken-Börse gilt inzwischen als die Bedeutendste in Europa. Die Fisch & Reptil, Deutschlands größte Verkaufsmesse für Aquaristik und Terraristik, meldete mit mehr als 15  000 Gästen einen neuen Besucherrekord. Und auch der neue Sindelfinger Wintermarkt sowie die Haus & Energie, die im Januar 2020 ihr 40-jähriges Bestehen feiert, waren Publikumsmagneten.

Im Vorteil durch einen Rund-um-Service

Die Vorteile für die Sindelfinger Messen liegen auf der Hand. „Betriebswirtschaftlich lässt sich das Ganze mit dieser Fläche gut rechnen“, sagt Hohenstein, „die Übersichtlichkeit haben auch unsere Gäste schätzen gelernt. Man verläuft sich nicht.“ Zudem biete man einen Rund-um-Service: „Wir bauen die Stände auf und wieder ab und buchen Hotelzimmer.“

Die Messefirma und das Unternehmen Comcut mit seinen 31 Mitarbeitern bilden erfolgsträchtige Standbeine. Beim Messebau, bei dem steigende Umsätze verbucht werden, erzielte Hohenstein zuletzt 2,6 Millionen Euro. „Wir absolvieren oft regelrechte Materialschlachten. In Sindelfingen ist es dafür zu eng geworden“, sagt der Messechef. Wenn es darum gehe, große Messen wie etwa der Luft- und Raumfahrttechnik in Hamburg auszustatten. In Gültstein hat man nun 2000 Quadratmeter Lagerfläche. Hohenstein wird mehr Aufträge annehmen können – die weitere Erfolgsspur ist vorgezeichnet.

Zwei Firmen unter einem Dach

Familienunternehmen: 
Gustl Hohenstein gründete die Messe Sindelfingen im Jahr 1973. Ralph Hohenstein begann 1988 seine Tätigkeit in dem Familienunternehmen. Im Jahr 1992 wurde er Geschäftsführer und übernahm den Betrieb von seinem Vater.

Firmenchef: 
  Ralph Hohenstein feiert an diesem Dienstag seinen 55. Geburtstag. Er ist Vater von vier Kindern und in Waldenbuch aufgewachsen, wo er im elterlichen Haus lebt. Er absolvierte eine Ausbildung zum Industriekaufmann. In seiner Freizeit fährt er mit Vorliebe Motorrad und auch Motorboot, zudem betätigt er sich – so oft er Zeit hat – als Hobbygärtner.