Die Ludwigsburger Bundesliga-Basketballer sind in den Play-offs zwar ausgeschieden – doch die Experten sind überzeugt, dass der Club in die Liga der Großen gehört.

Ludwigsburg - Es war der späte Abend des 27. April 2013, als der Ludwigsburger Basketball am Boden lag. Der neue Trainer John Patrick hatte den Absturz der Riesen nicht mehr aufhalten können. Im Januar hatte er den Trainerposten des Basketball-Bundesligisten vom erfolglosen Steven Key übernommen. Doch nach der 72:77-Niederlage bei den Fraport Skyliners in Frankfurt stand der erste Abstieg seit 1997 fest.

 

Doch aus dem Nichts bot sich den Ludwigsburgern ein Strohhalm. Weil Aufsteiger Düsseldorf keine Lizenz bekam, bot die Liga eine Wildcard an. Der Vereinsvorsitzende Alexander Reil griff zu und sein Team blieb erstklassig. Was dann geschah, ist ein modernes Basketball-Märchen.

John Patrick nahm die Arbeit auf, die am Donnerstagabend im Entscheidungsspiel um den Einzug ins Play-off-Halbfinale gegen den FC Bayern gipfelte. Die Riesen begeisterten im ersten Viertel mit einem 15:0-Lauf und sorgten für ordentlich Stimmung bei den mitgereisten Fans. „Das war klasse, sie waren genauso laut wie die Bayern-Fans“, lobte Patrick später. Der starke Jon Brockman wehrte sich allen voran gegen das drohende aus im Viertelfinale.

Bis kurz nach der Halbzeit lagen die Ludwigsburger in Führung. Dann drehten die Bayern in Person von Anton Gavel auf, der mit 24 Punkten beinahe allein für den Einzug ins Halbfinale sorgte. Dennoch gab es Lob aus Münchner Reihen, die den Riesen attestierten: Sie sind in den Reihen der Top-Teams angekommen. Doch ist das tatsächlich so? „Perspektivisch wollen wir uns dorthin entwickeln“, sagt Riesen-Sprecher Björn-Lars Blank. „Ob wir schon ein Spitzenteam sind, kann ich nicht sagen, aber in der vergangenen Saison waren wir eines.“

Trainer John Patrick, der Talentfinder

Der wichtigste Faktor auf dem Weg dorthin war Trainer John Patrick. Er stellte sich nach dem sportlichen Abstieg und der Rettung am grünen Tisch ein Team zusammen, das perfekt auf seine Spielweise „Defense first“ zugeschnitten war. Der 48-jährige US-Amerikaner wurde seinem Ruf als Talentfinder gerecht. Bereits im ersten Jahr holte Patrick Rang acht und die Play-off Quali. Seine Neuzugänge schlugen meist ein. Unter ihnen spätere Stars wie Coby Karl, Michael Stockten oder DJ Kennedy. Auch im zweiten Jahr erreichte Patrick Rang acht. Dann folgte der nächste Erfolg – wieder per Wildcard. Die Riesen durften im Eurocup starten. Für viele war klar: Nun würde es nicht mehr weitergehen mit dem Aufstieg, die Doppelbelastung sei zu hoch.

Doch es kam anders. Jon Brockman – seines Zeichens Top-Rebounder der Bundesliga – blieb in Ludwigsburg und ging voran. In David McCray holten die Riesen zudem eine Identifikationsfigur zurück nach Ludwigsburg – eine Tatsache, die die Fans in den vergangenen Jahren oft vermisst hatten. Die weiteren Neuzugänge schlugen voll ein. Rang fünf nach der Hauptrunde bedeutete, dass die Riesen die Nummer eins in Baden-Württemberg vor den Play-offs waren und selbst Alba Berlin hinter sich gelassen hatten. Patrick: „Ich bin sehr stolz auf die Saison, die wir gespielt haben.“

Brockman dürfte schwer zu halten sein

Ob es nun so weitergeht, wird sich zeigen. „Wir haben durch die Play-off Teilnahme jetzt nicht mehr so viel Zeit für die Kaderplanung“, gibt der Trainer zu bedenken. Die meisten Verträge der Stars laufen aus. Vor allem Brockman dürfte schwer ein weiteres Mal zu halten sein. Doch der US-Amerikaner hat sich nach zwei Jahren in Ludwigsburg eingelebt und fühlt sich wohl, wie er gern betont. Mit ihm als Galionsfigur könnte es den Riesen gelingen, sich endgültig unter den Topteams zu etablieren. Auch, wenn das nicht zwingend der Anspruch in Ludwigsburg ist.

Schließlich liegen die Ludwigsburger in Sachen Budget eher im Mittelfeld der Liga. Dagegen, weiter im Geschäft der Großen mitzumischen, hätte aber sicher keiner in Ludwigsburg etwas.