In Deutschland dreht sich das Spielerkarussell im Basketball bis zu den Play-offs stetig weiter. Kurzzeitverträge sind an der Tagesordnung. Auch die MHP Riesen Ludwigsburg bilden da keine Ausnahme.

Ludwigsburg - Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg“, sagte einst der US-Automobilpionier Henry Ford. Das scheint auf die Losung seines Landsmanns John Patrick zu sein. Der 46-Jährige Trainer erstellt die Baupläne für das Team des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg, bastelt seit elf Monaten an der Mannschaft.

 

Erst kürzlich hatte er Folarin Campbell nachverpflichtet. Doch der US-Amerikaner hat sich vergangene Woche im Training eine schwere Schulterverletzung zugezogen. Die Saison ist für ihn beendet, sein Vertrag wird Anfang Januar auslaufen. Ob nun noch einmal nachgebessert wird, ist noch offen. Vor dem Derby am Samstag (20.30 Uhr, MHP-Arena) gegen die Walter Tigers Tübingen vermutlich nicht. Wobei das immer schnell gehen kann im Basketball. Aber wie geht eigentlich ein Spielerwechsel vor sich und worauf achtet der Ludwigsburger Trainer, der auch hauptverantwortlich für die Transfers ist?

Ein erster Kontakt zwischen einem potenziellen Spieler und einem Verein kommt auf verschiedensten Wegen zustande, „da gibt es kein bestimmtes Schema“, sagt John Patrick. Mal kommt es vor, dass Spieleragenten ihren Klienten anbieten, mal spuckt das große Netzwerk des Coaches aus Bekannten wie früheren Mitspielern oder Trainern einen interessanten Kandidaten für ihn aus.

Coby Karls Verpflichtung war das Meisterstück

Täglich nimmt er den Weltmarkt in Augenschein. Wer ist gerade zu haben – und zu welchen Konditionen? „Sollte sich ein Spieler schwer verletzen wie jetzt Folarin Campbell oder einfach nicht ins Team passen, muss ich quasi schon den Nachfolger parat haben“, sagt Patrick. Ein Glücksfall war während der vergangenen Runde die Verpflichtung von Coby Karl. Der fühlte sich bei seinem Club Reggio Emilia in Italien nicht wohl, was Patrick über sein Netzwerk mitbekam. Der Deal erwies sich als sein Meisterstück auf dem Transfermarkt.

Auch in Folarin Campbell hat der Trainer einen guten Griff getan, 10,8 Punkte und 3,8 Rebounds gelangen ihm im Durchschnitt. Er kam als Ersatz für den Spielmacher Michael Stockton, der sich kurz vor der Saison am Sprunggelenk verletzt hatte. Er wurde mit einem Vertrag bis Mitte November ausgestattet, der dann um weitere sechs Wochen verlängert wurde.

Kurzzeitverträge wie der von Campbell sind im deutschen Basketball an der Tagesordnung. Die Agenten der Spieler verdienen bei jedem Vertragsabschluss über eine Provision mit, Einjahres- und noch kürzere Kontrakte sind für sie am lukrativsten. Auch die Akteure wollen oft keine längeren Verträge. „Wenn ein Spieler bei einem kleineren Verein wie uns eine herausragende Saison spielt, kann er im nächsten Jahr das Vielfache verdienen“, sagt Patrick.

Ludwigsburgs Trainer schaut besonders auf die Einstellung

Die Schattenseite für die Spieler zeigt sich bei einer langwierigen Verletzung – siehe Campbell, der von Januar an vertragslos sein wird und auch in dieser Saison keinen neuen Kontrakt mehr bekommen wird. Aber auch die Vereine haben Interesse daran, Spielern nur kurzfristige Verträge anzubieten, weil sie oft keine langfristigen Sponsorenverträge besitzen und so die Planungssicherheit und Lizenzsicherheit für die nächsten Jahre verloren gehen könnte.

Ein weiteres Problem stellt für die Clubs das deutsche Arbeitsrecht dar, weil es Vereine als ganz normalen Arbeitgeber und Spieler als ganz normale Arbeitnehmer einstuft. Ein Spieler ist nach bestandenem Medizintest und unterschriebenem Vertrag praktisch unantastbar. Egal, ob seine Fitnesswerte in den Keller sinken, seine Motivation zu wünschen übrig lässt oder seine Leistungen grauenhaft sind. Hiervor wollen sich die Vereine mit kurzen Verträgen schützen, um solche Spieler nicht über Jahre bezahlen zu müssen. Das wird in anderen Ländern Europas und in den USA anders geregelt, da gibt es Gesetze für Profisportler, die Fitnessstände und andere mögliche Problemfelder regeln.

John Patrick bewahrt seinen Verein vor solchen Profis so gut er kann. Das fängt bereits bei der Auswahl von Kadindaten an. „Wenn ich einen Spieler verpflichten möchte, rufe ich als allererstes frühere Mitspieler von ihm an, ab und zu auch den Trainer“, sagt Patrick. Er forscht nach, ob die Einstellung des Kandidaten stimmt – dieses Attribut kommt bei ihm noch vor Talent und Spielverständnis. Denn es geht ihm nicht nur um das Zusammenkommen, sondern auch um das Zusammenbleiben und das Zusammenarbeiten.