Hamburg war schließlich die Stadt, in der Michael Fuchs am längsten hängen blieb. Bis vor wenigen Jahren – da war er bereits in Radolfzell vor Anker gegangen – jettete er wöchentlich von Zürich aus hin und her. Zunächst verdingte er sich als Art Director beim „Spiegel“, dann glaubte er empirische Kulturwissenschaften an der dortigen Universität studieren zu müssen. Und da schlug das Schicksal zu. Ihm, dem gebürtigem Alemannen aus den Kernlanden der historischen Fasnacht mit der Aura der Weltläufigkeit, wurde die Aufgabe gestellt, einen Vortrag über die oberschwäbische Fasnet zu halten. „Da hat’s mich gepackt“, erinnert sich Fuchs. Bis dahin hatte der Maler und Grafiker Herausforderungen in exotischen Ländern gesucht, plötzlich merkte er, dass das alles vor seinen Füßen liegt, in Radolfzell, in der uralten, mythischen und manchmal gruseligen Fasnacht – und nicht in der Ferne.

 

„Diese Erkenntnis hat mein Leben verändert“, resümiert Fuchs. Seitdem ist der Kulturschaffende von der Waterkant mit südlichen Wurzeln zu einem überzeugten Fasnachter geworden und hat in wenigen Jahren offenbar all das nachgeholt, was er Jahrzehnte versäumte. In der Radolfzeller Narrenzunft gilt er als Antreiber, auch wenn es manchen Alten dabei etwas unheimlich zumute ist, weil Fuchs vielen Neuerungen aufgeschlossen gegenübersteht. Die Vereinigung der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte, das ist sozusagen der Lordsiegelbewahrer der traditionellen Fasnet, traut ihm einiges zu. Als Volkskundler übernimmt er im „Narrenboten“, dem Fasnachtsjournal aller Zünfte, den Part des Bildungs- und Kunstministers und widmete einen umfänglichen Essay dem Maler Otto Dix, der von 1933 bis zu seinem Tod 1969 auf der Höri lebte, und dessen zahlreichen Bildern über die alemannische Fasnacht und ihre Masken.

Spättle, Plätzle, Fleckle, die Hansele und den Schlegele Beck

Fuchs verdient seinen Lebensunterhalt mit einer Agentur für Gestaltung und Grafik in Radolfzell, wo er Kunden aus dem In- und Ausland betreut. Sein vorläufiges Meisterstück hat er jüngst mit der Neugestaltung des Narrenschopfs in Bad Dürrheim abgeliefert. Der Narrenschopf ist das Museum der Vereinigung, wo sie in drei Rundbauten ihre Schätze aufbewahrt und öffentlich ausstellt, exemplarisch die Narrenkostüme aller Zünfte.

Fuchs hat die Spättle, Plätzle, Fleckle, die Hansele und den Schlegele Beck zu Themen gebündelt, er hat sie in dem einen Schopf im Kreis zu einem großen Umzug aufgestellt, er erzählt in der anderen Rotunde über die Vergangenheit und im dritten Gebäude mit einem schneckenförmigen Innenraum über einzelne Häser.

Er malte, konnte vom Verkauf seiner Bilder leben und wohnte eine Zeit lang in Madrid, ehe er in Berlin ein Atelier bezog. „Das war vor dem Mauerfall, und ich hatte viele Kontakte zu Künstlern aus dem Ostteil der Stadt“, sagt Fuchs rückblickend.

Die Realitäten der DDR nicht wahrgenommen

Bis dahin lebte Michael Fuchs das Leben eines Bohemiens und jungen Wilden, der sich um gesellschaftliche Zwänge und die politische Wirklichkeit wenig scherte. Er war zu Modenschauen eingeladen, stellte in der Galerie unter den Linden aus – und hat die Realitäten der DDR gar nicht wahrgenommen. Ein Künstler eben. „Ich war völlig naiv und unbefangen“, erinnert er sich.

Dass er mit dieser Haltung auch Freunde von dort in Schwierigkeiten brachte – und er aus heutiger Sicht einen ständigen Schatten der Stasi an den Fersen hatte – dämmerte ihm erst nach und nach und spätestens, als er einem Bekannten einen Brief schrieb. Den überreichten die Spitzel der Staatssicherheit dem Empfänger an der Wohnungstür geöffnet mit den Worten „hier haben Sie eine Nachricht aus New York“. Da ging ihm ein Licht auf.

In Hamburg hängen geblieben

Hamburg war schließlich die Stadt, in der Michael Fuchs am längsten hängen blieb. Bis vor wenigen Jahren – da war er bereits in Radolfzell vor Anker gegangen – jettete er wöchentlich von Zürich aus hin und her. Zunächst verdingte er sich als Art Director beim „Spiegel“, dann glaubte er empirische Kulturwissenschaften an der dortigen Universität studieren zu müssen. Und da schlug das Schicksal zu. Ihm, dem gebürtigem Alemannen aus den Kernlanden der historischen Fasnacht mit der Aura der Weltläufigkeit, wurde die Aufgabe gestellt, einen Vortrag über die oberschwäbische Fasnet zu halten. „Da hat’s mich gepackt“, erinnert sich Fuchs. Bis dahin hatte der Maler und Grafiker Herausforderungen in exotischen Ländern gesucht, plötzlich merkte er, dass das alles vor seinen Füßen liegt, in Radolfzell, in der uralten, mythischen und manchmal gruseligen Fasnacht – und nicht in der Ferne.

„Diese Erkenntnis hat mein Leben verändert“, resümiert Fuchs. Seitdem ist der Kulturschaffende von der Waterkant mit südlichen Wurzeln zu einem überzeugten Fasnachter geworden und hat in wenigen Jahren offenbar all das nachgeholt, was er Jahrzehnte versäumte. In der Radolfzeller Narrenzunft gilt er als Antreiber, auch wenn es manchen Alten dabei etwas unheimlich zumute ist, weil Fuchs vielen Neuerungen aufgeschlossen gegenübersteht. Die Vereinigung der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte, das ist sozusagen der Lordsiegelbewahrer der traditionellen Fasnet, traut ihm einiges zu. Als Volkskundler übernimmt er im „Narrenboten“, dem Fasnachtsjournal aller Zünfte, den Part des Bildungs- und Kunstministers und widmete einen umfänglichen Essay dem Maler Otto Dix, der von 1933 bis zu seinem Tod 1969 auf der Höri lebte, und dessen zahlreichen Bildern über die alemannische Fasnacht und ihre Masken.

Spättle, Plätzle, Fleckle, die Hansele und den Schlegele Beck

Fuchs verdient seinen Lebensunterhalt mit einer Agentur für Gestaltung und Grafik in Radolfzell, wo er Kunden aus dem In- und Ausland betreut. Sein vorläufiges Meisterstück hat er jüngst mit der Neugestaltung des Narrenschopfs in Bad Dürrheim abgeliefert. Der Narrenschopf ist das Museum der Vereinigung, wo sie in drei Rundbauten ihre Schätze aufbewahrt und öffentlich ausstellt, exemplarisch die Narrenkostüme aller Zünfte.

Fuchs hat die Spättle, Plätzle, Fleckle, die Hansele und den Schlegele Beck zu Themen gebündelt, er hat sie in dem einen Schopf im Kreis zu einem großen Umzug aufgestellt, er erzählt in der anderen Rotunde über die Vergangenheit und im dritten Gebäude mit einem schneckenförmigen Innenraum über einzelne Häser.

Akustikduschen beschallen den Besucher in dem Augenblick, in dem er nahe genug an das jeweilige Ausstellungsstück herantritt. Noch herrscht in dem in die Jahre gekommenen Präsidium der Obernarren die Meinung vor, „der Michael ist für die Kultur da und wir fürs Feiern“. Wenn sie da mal recht behalten.