Clemens Rehbein, Sänger der Folktronica-Band Milky Chance, ist bestens aufgelegt beim Konzert im LKA/Longhorn. Dass der Gig von der Porsche Arena in den intimeren Club verlegt wurde, ist kein Nachteil. Umgeben von einer schicken Lichtinstallation und mit einer Leinwand im Rücken, auf der psychedelische Videoschnipsel flimmern, verausgabt sich der Frontmann mit seiner charakteristisch nölenden Reibeisenstimme. Die ersten Nummern, „Synchronize“ und „Ego“, packen die Fans direkt. Milky Chance geben Gas, von Minute Eins an. „Es ist fast das Ende der Tour, wir sind richtig sentimental drauf“, sagt Rehbein, und lächelt traurig.
Schon der Einstieg mit der kanadischen Sängerin Charlotte Cardin lief gut. Die lieferte in einem halbstündigen Set tanzbare, angenehm dunkle Elektro-Pop-Songs. Cardins Stimme klingt wie eine Mischung aus Amy Winehouse und Duffy. Während ihres Auftritts verlobt sich ein Paar. „Congraaatulations“, freut sich Cardin. Es habe schon einmal einen Antrag während einer Show gegeben, „but the other one said ‚no‘“, erzählt sie fassungslos.
Plötzlich sind die Liebenden weg
Der Antrag spielt auch bei Milky Chance eine Rolle, Rehbein will dem Paar eine „fette Party“ bescheren, doch die beiden sind plötzlich weg. „Sind die schon im Honeymoon? Oder auf der Toilette?“, spekuliert Rehbein. Hinter ihm flackern Szenen aus „Dinner for One“, während die Band „Table for Two“ anstimmt. Die Story mit der Verlobung, das fehlende Paar; alles fügt sich perfekt zu dem Song, in dem es um einen Typen geht, der vergeblich auf seine Angebetete wartet.
Songs wie „Troubled Man“ und „The Game“ belegen, dass Milky Chance Hit an Hit reihen können. Druck, Dynamik und die teils dumpf klopfenden Beats sind mitreißend, über den Gehalt der Stücke lässt sich streiten. Obwohl Rehbein die Songs im Modus zurückgelehnter Lässigkeit singt, beweist er auf der Bühne absolute Hingabe. Zum Schluss fackelt die Band noch ein heftiges Electronica-Gewitter ab mit einer fulminanten Mundharmonika-Einlage des Bandmitglieds Antonio Greger.