Ab sofort kann man sich im warmen Wasser der Leuze-Warmbadehalle wieder treiben lassen. Mit drei Monaten Verspätung ist die Sanierung abgeschlossen. Auch wenn es dort fast aussieht wie früher – ein paar Dinge sind neu.

Stuttgart - Das Glas mit Mineralwasser aus der Leuze-Quelle schmeckt ihm auch nach 64 Jahren noch gut. Emil Himmelsbach geht seit dem Jahr 1948 regelmäßig im Leuze schwimmen. Einen Tag vor der Wiedereröffnung der Warmbadehalle sitzt er bei der offiziellen Feier auf einem Badestuhl. In der Hand hält er aber keinen Sekt, sondern das Wasser aus dem Brunnen im Eingang des Mineralbads. Das trinke er regelmäßig nach dem Schwimmen, sagt er. Der 90-Jährige hat lange bei den Stuttgarter Kickers trainiert. „Wenn mir da die Wade gezwickt hat, bin ich immer in die Warmbadehalle gegangen. Mein Gott, war das entspannend.“

 

In den vergangenen Monaten, musste sich der fitte Rentner bei körperlichen Beschwerden anders behelfen. Die Warmbadehalle des Mineralbads hatte seit Mai 2011 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Von heute an steht sie wieder allen Badegästen offen. Sie bietet für alle Stammgäste, auch Leuzeaner genannt, zunächst optisch einen hohen Wiedererkennungswert. Vieles wurde zwar neu gemacht – es sieht aber kaum danach aus. „Wir wollten die besondere Atmosphäre erhalten, die im Leuze durch die Verbindung von Kunst und den Erfordernissen einer Bäderarchitektur gegeben war“, sagt die Chefin der Stuttgarter Kur- und Bäderbetriebe, Anke Senne.

27 Jahre Nutzung ohne Pause haben ihre Spuren hinterlassen

Das Dach des 2005 in Stuttgart verstorbenen Bildhauers Otto Herbert Hajek wurde in den vergangenen Monaten zwar abgehängt. Doch es wurde nicht etwa ersetzt, sondern stattdessen umfassend erneuert. Neu sind dagegen die Fliesen rund um die Becken sowie im Liege- und Sitzbecken. Auch die Glaselemente der Fassade wurden ausgetauscht, die Beleuchtung auf den Stand der heutigen Technik gebracht. Gleichfalls saniert wurden dabei auch die Duschen und Toiletten.

27 Jahre Nutzung ohne Pause hatten ihre Spuren in der Warmbadehalle hinterlassen. Einen Tag vor der Eröffnung herrscht eine tropisch anmutende Schwüle in der Halle. Es liegt auf der Hand, dass dem warmen Wasser eben auch einiges an Chlor zugesetzt werden muss, um die Hygiene zu garantieren. Der Gehalt der ätzenden Substanz auch in der Luft hat aber den Materialien zugesetzt. Deshalb entschieden sich die Bäderbetriebe zu einer Rundumerneuerung. Zwei Veränderungen hat es in der Badehalle allerdings gegeben. Zum einen ersetzt ein Warmsprudelbecken das Kinderplanschbecken, zum anderen gibt es an der Stelle des früheren Bewegungsbades nun einen separaten Ruheraum mit Wasserbetten.

Verzögerungen bei der Sanierung rufen Kritiker auf den Plan

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Gemeinderat Bernd Klingler freut sich schon auf seinen ersten Besuch im Leuze irgendwann nach seinem Urlaub. „Schön geworden hier“, sagt er, nachdem er Anke Senne die Hand geschüttelt hat. Trotzdem, an seiner Kritik an der Politik der Kur-und Bäderbetriebe hält er grundsätzlich fest. „Ich muss allerdings mit Erleichterung feststellen, dass es den Bäderbetrieben jetzt doch gelungen ist, all diejenigen Firmen in Regress zu nehmen, die für die Verzögerungen verantwortlich sind.“

Zunächst sei davon die Rede gewesen, dass nur von einer Firma Schadenersatz verlangen werden könne, sagt Klingler. „Natürlich habe ich mich gefragt, was das denn für Verträge gewesen sind.“ Der Kritiker fordert die Bäderbetriebe auf, jetzt in die Zukunft zu blicken. „Es geht darum, die Stammgäste zurückzugewinnen, die während der Schließung in andere Bäder ausgewichen sind“, sagt er. Ein richtiger Schritt sei die Rückkehr zu den Eintrittspreisen, die vor der Sanierung galten. „Alles andere wäre in der jetzigen Situation einfach kontraproduktiv“, sagt der FDP-Fraktionschef.

Die Bäderchefin Anke Senne gibt sich zuversichtlich, dass das Leuze seine Stammgäste zurückgewinnen wird. Sie verweist auf die massive Öffentlichkeitsarbeit, die zum Besuch animieren soll: „Außerdem bieten wir eben Mineralwasser an. Das wissen die Stuttgarter einfach zu schätzen.“ In der Zeit der Renovierung durften die Gäste zu einem um 20 Prozent reduzierten Eintrittspreis die Becken außerhalb der Halle benutzen. Trotz dieses Angebots sanken die Besucherzahlen stärker als ursprünglich kalkuliert. Laut Anke Senne gingen sie um ein Drittel zurück unter anderem aufgrund des Wetters. Die Chefin der Kur- und Bäderbetriebe schätzt, dass das Minus des Leuze bei den Einnahmen im vergangenen 400 000 bis eine Millionen Euro beträgt.

Kostensteigerung und Verzögerung

Kosten

Ursprünglich sollten die Arbeiten an der Warmbadehalle 5,23 Millionen Euro kosten. Doch inzwischen ist von zirka 7, 5 Millionen Euro die Rede. Die 2,5 Millionen an zusätzlichen Kosten erbringen die Kur- und Bäderbetriebe, heißt es in einer Stellungnahme der Amtsleiterin Anke Senne. Mit diesen Mitteln wurde weitere Arbeiten finanziert, unter anderem die Umgestaltung des Leuze-Restaurants und der Gastronomie in der Badehalle. Die endgültigen Kosten können aber noch nicht beziffert werden. Die Stadt will einen Regress von den Firmen, die für Verzögerungen bei der Fertigstellung der erneuerten Warmbadehalle verantwortlich sind. Dadurch musste die Halle drei Monate länger geschlossen bleiben.

Rabatt

In der Zeit der Renovierung durften die Gäste zu einem um 20 Prozent reduzierten Eintrittspreis die Becken außerhalb der Halle benutzen. Trotz dieses Angebots sanken die Besucherzahlen stärker als ursprünglich kalkuliert. Laut Anke Senne gingen sie um ein Drittel zurück unter anderem aufgrund des Wetters. Die Chefin der Kur- und Bäderbetriebe schätzt, dass das Minus des Leuze bei den Einnahmen im vergangenen 400 000 bis eine Millionen Euro beträgt.