Gesundheitsminister Hermann Gröhe sagt bei seinem Besuch im Olgahospital, er gehe davon aus, dass auch in Zukunft Ehrenamtliche unerlässlich seien, doch das dürfe nicht zur Ausrede werden.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Das Olgahospital erfährt außerordentlich viel bürgerschaftliche, ehrenamtliche Unterstützung – wie groß diese ist, davon hat sich am Dienstag auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ein Bild machen können. Neben Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) und Vertretern des Klinikums waren auch viele Ehrenamtliche der 27 Fördervereine gekommen, die das Olgäle unterstützen. Eingefädelt hatten den Besuch zwei Parteifreundinnen des Ministers, die Bundestagsabgeordnete Karin Maag und die Landtagskandidatin Donate Kluxen-Pyta, die Gröhe aus ihrer Jugendzeit kennt.

 

Sowohl Bürgermeister Wölfle als auch der Klinische Direktor Jürgen Graf machten bei dem Termin deutlich, dass das Olgahospital ohne die Förderer und die Ehrenamtlichen völlig anders aussehen würde. „Ohne das Engagement der Förderer wäre das alles nicht möglich“, sagte Graf. Seit vielen Jahren betrage das Spendenvolumen fürs Olgäle um die zwei Millionen Euro pro Jahr, berichtete Wölfle, der auch auf die finanzielle Misere beim Klinikum einging. Diese liege nicht etwa daran, dass hier teurer gearbeitet werde, sondern an der „unzureichenden Finanzierung“. Entsprechend appellierte er an Gröhe: „Wir wünschen uns eine nachhaltige Unterstützung der Bundesgesetzgebung und auch der Krankenkassen.“ Die Präsidentin der Olgäle-Stiftung, Stefanie Schuster, bemängelte, dass es teilweise keine Abrechnungsmöglichkeiten gebe für neues medizinisches Gerät. Es sei notwendig, dass das vom DRG-System besser abgebildet werde.

Worin liegt die Verpflichtung des Staates

Gröhe verteidigte das Entgeltsystem. In den vergangenen Jahren seien viele kinderspezifische Entgelte hinzu gekommen. „Es ist ein lernendes System“, sagte Gröhe. Eine Verbesserung kündigte er für die zeitnahe Refinanzierung von neuen Qualitätsvorgaben an. Solange die Vorgaben nicht in den Fallpauschalen abgebildet sind, könnten die Kliniken nun befristet Zuschläge abrechnen. „Ich bin mir sicher, dass sich das auch für die Spitzenmedizin im Olgahospital positiv auswirken wird.“

Gröhe meinte, dass man sicher immer auf Ehrenamtliche angewiesen sein werde, die Kindern menschliche Zuwendung bieten. Doch das dürfe „nicht umgekehrt zur Ausrede“ werden in Bezug auf Betriebs- und Behandlungskosten. „Wir haben glaube ich bei den Behandlungskosten unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte Gröhe.

Wird den Ehrenamtlichen zu wenig öffentlich gedankt?

Der Vorsitzende des Förderkreises krebskranker Kinder, Stefan Nägele, erinnerte an die „unsägliche Diskussion“, dass sich die Förderkreise angesichts der roten Zahlen beim Klinikum mehr einbringen könnten (die StZ berichtete). Man zahle gerne als Sahnehäubchen mehr Personal, aber „wir sind nicht dafür da, dass überhaupt Personal da ist“. Nägele beschwerte sich zudem, dass dem Ehrenamt zu wenig öffentlich gedankt werde. Der OB sei noch nie bei ihm gewesen. Zeitlicher Aufwand müsste sich zudem steuerlich auszahlen. Gröhe hielt dem Vorschlag entgegen, gerade ältere Menschen engagierten sich, zahlten aber oft keine Steuern mehr. Irritiert zeigte sich Bürgermeister Wölfle. Im Anschluss sagte er, dass der OB mit Nägele doch persönlich über das Klinikum gesprochen habe. Auch sei Nägele mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet worden.