Auch die klassische Musikszene wird von Missbrauchsvorwürfen erfasst: Das renommierte Opernhaus von New York geht Anschuldigungen gegen Stardirigent Levine nach. Mit Auftritten ist vorerst Schluss.

New York - Die New Yorker Metropolitan Opera hat die Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Stardirigenten James Levine im Zuge von Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt. Für diese Saison geplante Spieltermine werde er nicht wahrnehmen, teilte die Met am Sonntag (Ortszeit) mit. Der frühere US-Bezirksstaatsanwalt Robert J. Cleary werde angestellt, um eine Untersuchung in der Sache zu leiten.

 

Die Beschuldigungen gegen Levine beziehen sich unter anderem auf eine Beziehung in den 1980er Jahren, die Levine mit einem damals minderjährigen Mann begonnen haben soll. Dieser wirft dem 76-Jährigen vor, ihn zum Vorspielen nach New York eingeladen und dann zu sexuellen Experimenten ermutigt zu haben. Die Film- und Musikszene wird seit einiger Zeit von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens und Machtmissbrauchs berühmter Persönlichkeiten erschüttert. Begonnen hatte die Serie mit Anschuldigungen gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein.

Eine E-Mail an Levines Manager mit Bitte um eine Stellungnahme blieb zunächst unbeantwortet.

Levine ist einer der prominentesten Dirigenten der Welt

Die Met habe die Entscheidung getroffen, jetzt zu handeln, sagte der Geschäftsführer des Opernhauses, Peter Gelb. Mit Blick auf die Vorwürfe sagte er: „Das ist eine Tragödie für jeden, dessen Leben davon betroffen ist.“ Zuvor hatte das Opernhaus erklärt, den Beschuldigungen nachgehen zu wollen. Es habe im Oktober des vergangenen Jahres davon erfahren und auf weitere Ermittlungen der Polizei vertraut. Levine habe die Vorwürfe damals zurückgewiesen, hieß es. Zuerst hatte die „New York Post“ von dem Fall berichtet. Am Sonntag schrieb die „New York Times“ über ähnliche Vorwürfe von zwei anderen Männern.

Der eine Mann sagte, die Beziehung mit Levine habe bis in sein Erwachsenenalter angedauert. Der Dirigent habe ihm jahrelang Geld gegeben, wenn er in finanziellen Schwierigkeiten gewesen sei, insgesamt mehr als 50 000 Dollar.

Levine war von 1976 bis 2016 Musikdirektor der Metropolitan Opera und hat dort nun den Titel Musikdirektor Emeritus. Er ist einer der prominentesten Dirigenten der Welt. Trotz einer Parkinsonerkrankung hätte er für diese Saison mehrere Auftritte absolvieren sollen.