Geschlagen, getreten, gewürgt: In Hannover soll ein Beamter Flüchtlinge misshandelt und erniedrigt haben. Der Vorwurf lastet schwer auf der Bundespolizei, kommentiert Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Die Nachricht aus Hannover erinnert fatal an hässliche Bilder aus Abu Ghraib. In der irakischen Stadt hatten US-Soldaten auf abscheuliche Weise Gefangene misshandelt. Kaum vorstellbar, dass sich ähnliche Szenen auch auf einer deutsche Polizeiwache abgespielt haben könnten. Hannover ist nicht Abu Ghraib, es geht hier wohl nicht um systematische Folter. Die Rede ist von einem Einzelfall, der Staatsanwalt ermittelt noch. Aber die Vorwürfe, die im Raum stehen, lasten schwer auf der Bundespolizei.

 

Es gibt kein schlimmeres Vergehen für staatliche Ordnungshüter als der Missbrauch ihres Gewaltmonopols: Übergriffe gegen Menschen, die ihrer Obhut anvertraut sind. Falls sich der Verdacht bestätigen sollte, dann waren niederste Motive im Spiel: menschenverachtender Rassismus. Zudem hat es den Anschein, als könnten Kollegen, ja sogar Dienstvorgesetzte gewusst haben, dass Flüchtlinge malträtiert werden. Das würde die Frage aufwerfen, ob eine Behörde, die dazu da ist, Verbrechen aufzuklären oder bestenfalls zu verhindern, hier Verbrechen vertuscht hat. Solches Verhalten würde einen Korpsgeist in unseliger Tradition verraten. Der Bundespolizei selbst muss dringend daran gelegen sein, den Vorfall rasch aufzuklären. Dafür haftet letzten Endes auch ihr oberster Dienstherr: der Bundesinnenminister.