Um den Mobilfunk zu sichern, ist wegen eines Neubaus mitten im Ort ein 37 Meter hoher Antennenmast nötig. Die Pläne gefallen nicht allen, auch wenn es um eine vorübergehende Lösung geht.

Hemmingen - Schön findet das Ding niemand. Aber es ist wohl nötig – weil viele Menschen Mobilfunk nutzen und die bestehende Sendestation im Hemminger Ortskern in absehbarer Zeit wegfällt. Denn das Haus an der Hauptstraße, auf dem bisher die Antennen stehen, und in dem die Geschäftsstelle der Volksbank Ludwigsburg untergebracht ist, wird abgerissen. Ein Neubau entsteht in den kommenden beiden Jahren. Für diese Zeit soll als Antennenersatz mitten im Ort ein Gittermast aufgestellt werden, der mit knapp 37 Metern Höhe alles Vorhandene überragt.

 

Das Meinungsspektrum im Gemeinderat war breit – von „man kann zustimmen“ (Freie-Wähler-Chef Wolfgang Gerlach) bis zur totalen Ablehnung der gesamten SPD-Fraktion. „Es sieht spektakulär aus“, so charakterisierte der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) den Masten, „aber Infrastruktur kann auch mal so aussehen.“ Der Mast soll auf dem Grundstück Hauptstraße 4 aufgestellt werden. Es gehört der Gemeinde und befindet sich neben dem Parkplatz beim Gasthof Adler. Wenn man diesen Standort nicht genehmige, so der Rathauschef, „dann sieht es mau aus mit dem Mobilfunk in Hemmingen“. Denn er habe auf Anfrage der drei beteiligten Mobilfunkgesellschaften hin alle Eigentümer der infrage kommenden privaten Grundstücke im Ortskern angefragt – und ausschließlich Absagen bekommen. So seien nur die Grundstücke der Gemeinde geblieben, und davon sei die Hauptstraße 4 das am besten geeignete.

Von Privatleuten nur Absagen

Der Mast müsse deshalb so hoch sein, weil er ein- und ausgehende Signale per Richtfunk ins Netz weitergebe, und deshalb sei eine Sichtverbindung zur nächsten Station nötig. Auch sei ein ausreichender Abstand zu bestehenden Wohngebäuden notwendig. Der Sockel des Gittermasten soll 6,4 mal 5,4 Meter groß und der gesamte Bereich mit einem zwei Meter hohen Zaun umgeben werden. Drei Bäume müssten gefällt werden, führte Schäfer weiter aus – der noch Paris mit dem Eiffelturm als ironischen Vergleich bemühte.

Von Akzeptanz bis Ablehnung

Lustig konnte im Gremium das Thema allerdings keiner finden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Stehmer meinte, in der Politik sei nichts alternativlos. Er wurde dann aber von den anderen Fraktionen aufgefordert, Alternativen zu benennen. „Ich fühle mich unter Druck gesetzt“, sagte Stehmer, „es glaubt doch keiner, dass das nach zwei Jahren wegkommt.“ Der Mast werde in der Bevölkerung für Unruhe sorgen. Er hätte gerne die Bewohner in größerem Umkreis zuvor gefragt, was sie von dem haushohen Masten halten.

Die anderen Fraktionen sehen den Bauantrag für den Masten pragmatischer. „Das Ding ist nicht schön“, meinte Wilfried Gentner (CDU), das sei die Station auf dem bestehenden Volksbank-Gebäude aber auch nicht. Es sei „rein populistisch, dagegen zu sein“, wandte sich Jörg Haspel (Freie Wähler) an die Stehmer-Truppe, „ich finde es auch nicht toll, aber wir müssen zustimmen“. Es gebe viele Leute, die nach den Auswirkungen fragen würden, konterte Stehmer und wandte sich gegen den Populismus-Vorwurf. „Wir sind auch dazu da, die Leute zu schützen.“ Dem Bauantrag stimmten dann letztendlich alle Fraktionen zu, außer der SPD.

Die Pläne zu dem Vorhaben sind im Ratsinfosystem der Gemeinde im Internet unter https://service.hemmingen.de abrufbar.