Plateauschuhe, Schlaghose, Lederkombination: Manche Modetrends sind nicht totzukriegen. Woran das liegt und ob es sich lohnt, Lieblingsteile aufzuheben.

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

Schaut man sich eine der Episoden der erfolgreichen Sitcom „Friends“ an, die von 1994 bis 2004 produziert wurde, fällt zwar die schlechtere Bildqualität auf. Der Kleidungsstil der Schauspieler sieht hingegen total aktuell aus. Sei es die Filmfigur der Monica Geller (verkörpert von Courteney Cox) in ihrer Mom Jeans und den weißen Sneakers oder Joey Tribbiani (Matt LeBlanc) modisch in einen Ledermantel gehüllt, am Arm eine Männerhandtasche. Wieso ist die Mode in einer Serie, die bald dreißig Jahre alt wird, heute wieder in?

 

Die Setzung eines Trends war früher den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Mit dem nötigen Kleingeld und der Muße, die Mode der Öffentlichkeit zu präsentieren, war es an ihnen, stilistische Neuheiten zu kommunizieren. Hatte ein Trend alle Gesellschaftsschichten durchdrungen („Trickle-down-Effekt“), machte sich die obere Schicht wieder auf die Suche nach einem neuen Trend, um sich nach unten abzugrenzen. Kristin Hahn, Professorin für Modetheorie und Fashion Studies an der Hochschule Macromedia in Berlin, formuliert das so: Es handelte sich dabei um eine „sich konstant wiederholende soziale Interaktion aus Abgrenzung und Nachahmung zwischen oberen und unteren Gesellschaftsschichten.“

Influencer setzen heute die Modetrends

In den 1960ern drehte sich dieses Prinzip um. Seitdem orientieren sich Designer und Modehäuser an der Sub- und Straßenkultur. „Das wohl bekannteste Beispiel ist die Designerin Vivienne Westwood und ihre Verbindung zur Punk-Kultur“, erklärt Hahn. „Trickle-up-Effekt“ heißt die modische Verbreitung von unten nach oben.

Mit der voranschreitenden Technologisierung änderte sich die Entwicklung von Trends. Durch soziale Medien, Blogs, Webseiten und Werbung ist die Verbreitung von modischen Neuheiten auch in einzelnen Gruppen möglich, bestimmt durch Meinungsführer und Innovatoren. Laut der „Trickle-across-Theorie“ bestehen heute modische Trends nebeneinander. Wer also geglaubt hat, die Zeit der Schlaghose sei endgültig vorbei, hat sich geirrt: Die Hose mit weitem Bein feiert ein Comeback. Hippies trugen die Hose in den 60er Jahren aus Protest gegen die Gesellschaft. Heute darf die Schlaghose bis zu den Knien eng, dann weit ausgestellt, auch etwas lockerer an den Oberschenkel sitzen.

Die Schlaghose kommt immer wieder

Die Auslöser von Trends sind also ebenso vielfältig wie komplex. Manchmal steckt ein aktuelles Weltereignis dahinter, wie die Klimakrise, politische Revolutionen, Kriege, oder eine technologische Neuheit, wie die Einführung digitaler Plattformen und Design-Softwares.

„Es gibt niemals nur einen einzigen Beweggrund, wie ein Modetrend entstehen kann“, sagt Hahn. Dahinter stecke immer ein komplexes System aus verschiedenen Komponenten.

Minirock, der Schnitt von Jeans oder die Schlaghose: Trends folgen einer gewissen Regelmäßigkeit. „Die Mode aus der Gegenwart greift auf die Vergangenheit zurück und holt immer wieder bestimmte Stilelemente in das Jetzt zurück. Das, was bei diesem Vorgang den gewissen ‚Reiz‘ ausmacht, ist die zeitliche Unterschiedlichkeit“, erklärt Hahn.

Lebenszyklen eines Trends

Wer sich fragt, ob er mit seinem Outfit noch auf der Trendwelle schwimmt, beobachtet die Menge. Wird ein Modetrend von immer weniger Menschen getragen, flacht er wahrscheinlich in naher Zukunft ab. Denn Trends haben Zyklen: Einführung, Heranreifung, breite Akzeptanz, Abflachung.

Die Männerhandtasche zum Beispiel erlebt derzeit einen Boom, der sich in den Verkaufszahlen niederschlägt. Um 700 Prozent hat der Verkauf von Männer- und Unisextaschen innerhalb von drei Jahren zugenommen. Geht man zurück in die Geschichte, trugen Männer oft Taschen. Im 20. Jahrhundert waren sie meist verpönt.

In den 1970er Jahren trugen Herren aber dann vergrößerte Brieftaschen mit Handgelenkschlaufe, bis diese in den 80ern wieder als zu weiblich galten. Heute braucht der Mann sie wieder.

Das Deutsche Mode-Institut nennt Gründe: Für eine Jacke sei es oft zu warm, in den geliebten Jogginghosen lasse sich das große Handy schlecht transportieren.

Und noch ein alter Bekannter ist auferstanden: Wegen Energiekrise und sinkender Raumtemperaturen zwängt der modische Herr in diesem Winter seinen Hals wieder in einen Rollkragenpullover.